Züchter Dirk Krämer hält im Taunus eine Herde Wasserbüffel und produziert Käsespezialitäten. Auch an weiteren Orten in Hessen sind die Exoten im Einsatz – jedoch mit anderen Aufgaben.
Wer glaubt, Büffelmozzarella stammt nur aus Süditalien, der war bislang nicht auf dem Marienhof im Taunus-Örtchen Selters-Eisenbach. Hier hält Quereinsteiger-Landwirt Dirk Krämer seit einigen Jahren eine Herde Wasserbüffel und produziert die Spezialität in einer kleinen Käserei. Im Winter stehen die Tiere im Stall, aber sobald es wärmer wird, kommen sie auf die Weide. Das Gelände rund um den Marienhof eignet sich gut, denn in einer Senke verläuft ein Bach. Das Gewässer ist wichtig für Wasserbüffel zur Abkühlung im Sommer.
Besondere Herausforderungen bei der Büffelhaltung gebe es nicht, sagt Krämer. Im Gegenteil: Die Tiere seien gutmütig und hätten ein ruhiges Temperament. Rund ein halbes Dutzend Wasserbüffel leben in der kleinen Marienhof-Herde, derzeit sucht Krämer einen neuen Zuchtbullen.
Besucher werden von den Exoten mit dem schwarz-zotteligen Fell und den imposanten Hörnern neugierig beäugt, vor Aufregung macht einer der Büffel einen Bocksprung. Kurze Zeit später im Melkstand kauen die Tiere ruhig ihr Futter und lassen sich von Krämer die Melkmaschine anlegen.
Wasserbüffel als Landschaftspfleger
Auch in Marburg sind Wasserbüffel unterwegs – jedoch nicht für die Käseproduktion, sondern als Landschaftspfleger. Zwei Kühe und Bulle Bruno sorgen am Lahnufer in der Aue „Gisselberger Spannweite“ dafür, das kleine Tümpel nicht zuwuchern. „Mit ihren Hörnern können sie regelrecht im Boden graben. Und das machen sie gerne“, erläutert die Stadt Marburg. Die Büffel stehen gerne zur Abkühlung im Wasser und bedecken ihre Haut mit Schlamm, um sich vor Insektenstichen zu schützen.
Tümpel sind aber nicht nur für das Wohlbefinden der Wasserbüffel gut – sie bieten auch Lebensraum etwa für Frösche, Kröten und Libellen. Die Beweidung mit Bruno & Co soll ab Ende April oder Anfang Mai beginnen, wie eine Sprecherin der Stadt erläutert.
Natürliche Rasenmäher
Als Helfer im Naturschutz sind Wasserbüffel außerdem auf Feuchtwiesen in Erlensee im Main-Kinzig-Kreis im Einsatz. Auf den Flächen könnten auch in trockenen Sommern keine landwirtschaftlichen Maschinen eingesetzt werden, sodass auf die natürlichen Rasenmäher zurückgegriffen werde, erläutert Claus Keller vom Landesbetrieb Hessen Forst. Ein Vorteil liege darin, dass die Weide von den Wasserbüffeln nach und nach abgefressen wird und ausreichend Nahrungspflanzen für Insekten stehen bleiben.
Mit ihren speziell ausgebildeten Hufen sinken Wasserbüffel in den Sumpf- und Matschflächen nicht ein, zudem können sie auch minderwertiges Futter wie Rohrkolben oder Schilf gut verdauen, wie Keller ergänzt. Da die Weidetiere Wasser lieben, bilden sich immer wieder kleine Suhlen, die seltenen Amphibien- und Insektenarten aber auch Vögeln zugutekommen. Auch in Erlensee kommen die Wasserbüffel ab Anfang Mai auf die Weide.
Hof mit exotischen Bewohnern
Landwirt Krämer aus dem Taunus hat neben der Büffelhaltung und Mozzarella-Produktion noch andere Standbeine auf seinem Hof – zu den wichtigsten zählt der Anbau von Bio-Salbei. Mit rund 60 Tonnen pro Jahr gehört der Marienhof zu den größten Produzenten in Deutschland, wie der 62-Jährige berichtet. Daneben wachsen auf Krämers Feldern unter anderem Kümmel, Brennnesseln und Hanf sowie Kartoffeln und Tomaten seltener Sorten. Außerdem produziert er Fleisch von japanischen Wagyu-Rindern und hält Schweine einer Kreuzung der seltenen Rassen Duroc und Bentheimer.
Zum Büffel – und den anderen exotischen Hofbewohnern – kam Krämer 2018. Vorher war er rund 20 Jahre Vorstand eines Versicherungsmakler-Unternehmens. Krämer hing seinen alten Beruf an den Nagel und kaufte den Marienhof, an dem er zuvor regelmäßig vorbeigefahren war. Mit seinen Produkten hat er bereits mehrere Preise gewonnen, der Hof war mit Käse aus Büffelmilch dieses Jahr in den Hessenhallen der Landwirtschaftsmesse „Grüne Woche“ in Berlin vertreten.
Und der 62-Jährige hat große Pläne. Auf dem Hof entsteht aktuell eine Eventlocation mit einem gläsernen Reiferaum für das selbstproduzierte Fleisch. Zudem plant er eine Aquaponik-Anlage, in der die Fischhaltung mit der Kultivierung von Nutzpflanzen verbunden wird. Damit könnten bald auch Zander nach Selters-Eisenbach ziehen und für ein gutes Wachstum von feinem Gemüse wie Rucola oder Mairüben sorgen.