„Siedler von Catan“ wird 30: Eine überraschende Vermutung, woran der Erfolg liegen könnte

„Die Siedler von Catan“, „Zug um Zug“ oder „Carcassonne“: Kaum jemand ist so verrückt nach Gesellschaftsspielen wie die Deutschen. Was die German Games so berühmt machte. 

Dieses Stück erschien zuerst im Februar 2024. Anlässlich des Jubiläums von „Siedler von Catan“ veröffentlichen wir es an dieser Stelle erneut. 

Mehr als 5,5 Millionen Menschen greifen in Deutschland regelmäßig zu Würfeln, Karten und Spielfiguren, um sich allein, zu zweit oder in einer größeren Runde die Freizeit zu vertreiben. Weitere 33 Millionen spielen immerhin gelegentlich.

„Die Siedler von Catan“ gibt es in 41 Sprachen

Nie aus der Mode kommen Klassiker wie „Mensch ärgere dich nicht“ oder „Monopoly“; neben ihnen erscheinen jedes Jahr einige Hundert neue Brett- und Kartenspiele. Manche werden zum Kassenschlager, wie das Brettspiel „Die Siedler von Catan“, von dem weltweit bislang mehr als 30 Millionen Exemplare in 41 Sprachen produziert worden sind. Klaus Teuber, der 2023 verstorbene Erfinder der „Siedler“, wurde damit zum Begründer der sogenannten German Games.

Erwachsene mussten lernen, auch ohne Kinder zu spielen

Warum gerade die Deutschen Gesellschaftsspiele so schätzen, kann Harald Schrapers, Vorsitzender der „Spiel des Jahres“-Jury, nur vermuten: „Ein Jahr bevor ‚Die Siedler von Catan‘ 1995 auf den Markt kam, war die Geburtenrate in Deutschland auf 1,2 Kinder pro Frau gesunken. Die Erwachsenen mussten sich damit abfinden, dass sie wohl in Zukunft vor allem mit anderen Erwachsenen spielen würden.“ 

Wie faszinierend Gesellschaftsspiele sein können, hatten viele von ihnen selbst als Kinder erlebt. „Schon bevor der große Boom der Brettspiele in den 1980er- und 90er-Jahren einsetzte, gab es in den meisten deutschen Haushalten einfache Spiele für Kinder“, sagt Schrapers. Dann versammelten sich zunehmend auch junge Erwachsene in ihren WGs am Küchentisch zum Würfeln, Kärtchen anlegen oder Figuren ziehen oder trafen sich reihum mit Freunden zum Spielabend.

Von Deutschland aus schwappten die German Games dann nach und nach in andere Länder, sagt Schrapers: „Erst nach Ostasien und dann in andere europäische Länder und in die USA.“ Im Gegensatz zu „Mensch ärgere Dich nicht!“, das ursprünglich aus Indien stammt, und „Monopoly“ war dieser neue Typ von Spielen autorengetrieben. „Das war dann auch eine neue Kulturform“, sagt der Juryvorsitzende. 

Fast 200 Neuheiten kommen jedes Jahr auf den Markt

Interessanterweise, stammten die ersten drei Spiele des Jahres gar nicht von deutschen Autoren: „Hase und Igel“  (1979) vom Briten David Parlett, „Rummikub“ (1980) vom Israeli Ephraim Hertzano und „Focus“ (1981) vom Amerikaner Sid Sackson. Erst danach änderte sich das, und auch immer mehr deutsche Spieleerfinder taten sich hervor und heimsten Preise ein.   

Wird die Nachfrage nach klassischen Spielen in Zukunft abflauen, weil sich jüngere Generationen zunehmend für Computerspiele begeistern? „Sicherlich nicht“, sagt Schrapers. „Diejenigen, die Gesellschaftsspiele spielen, werden im Durchschnitt sogar immer jünger.“ Wer als Jugendlicher auf dem Gameboy oder der Spielekonsole daddelte, sucht sich als junger Erwachsener oft Freunde für den geselligen Spieleabend. Und lehnt Brettspiele nicht als Kinderkram ab. 

Immer mal wieder gibt es auch hybride Spiele, die analoges und online Spielen miteinander verbinden. Ein Beispiel dafür ist das 2023 erschienene „Hitster“, bei dem auf Karten gedruckte QR-Codes Songs per Spotify aktivieren. Aber einen richtigen Trend markiere das nicht, sagt Schrapers. Das Smartphone darf bestenfalls Mittel des analogen Spiels werden, nicht dessen Zentrum.

Im Gegensatz zu Computerspielen haben klassische Brettspiele jedoch eine Achillesferse. Sie sind nicht selbsterklärend. Es braucht immer jemanden, der bereit ist, die Anleitung zu lesen und an seine Mitspieler zu übermitteln. Schrapers selbst hat Freude am Erklären: „Deswegen bin ich so beliebt.“  

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