Aufrüstung: „Perm“: Putins neues U-Boot bestückt mit nuklearen Zirkon-Raketen

Die „Perm“, ein Atom-U-Boot der Jasen-M-Klasse, ist mit Hyperschall-Raketen bestückt. Das Boot verstärkt die Pazifikflotte. Die „Perm“ ist ein Jäger mit nuklearer Schlagkraft.

Russland hat die „Perm“ zu Wasser gelassen. Sie ist das sechste U-Boot der Jasen/Jasen-M-Klasse und wird in der Pazifikflotte eingesetzt. Nach dem Stapellauf wird sie etwa ein Jahr lang Seeerprobungen durchlaufen. Nach deren Abschluss soll die „Perm“ 2026 offiziell in Dienst gestellt werden. Die Boote der Jasen/Jasen-M-Klasse stellen eine Neuerung dar, die die klassische Trennung zwischen Angriffs-U-Booten und solchen mit strategischen Waffen aufhebt. 

U-Boote neuen Typs

Die Jasen-M-Klasse gilt als Russlands modernste U-Boot-Generation, mit Fokus auf Stealth und Vielseitigkeit. Ein Attack-Boot entspricht dem, was in Deutschland früher als Jagd-U-Boot bezeichnet wurde. Diese Typen sind darauf ausgelegt, andere U-Boote und Überwasserschiffe aufzuspüren, zu verfolgen und zu zerstören. Ein strategisches U-Boot hingegen dient als Träger von Raketen mit nuklearen Sprengköpfen. Es soll möglichst Kontakt und Kampf mit feindlichen Marineeinheiten vermeiden und unentdeckt in der Tiefe lauern, um auf Befehl seine Raketen abzufeuern.

Der Nachteil dieser Aufteilung ist offensichtlich: Attack-Boote können keine Landziele angreifen. Um die nukleare Abschreckung zu gewährleisten, sind die Boote der strategischen Flotte mit nuklearen Gefechtsköpfen ausgerüstet und daher in Konflikten unterhalb der nuklearen Schwelle nicht einsetzbar. Ein System wie die „Perm“ hingegen ist für beide Rollen geeignet. Sie verfügt mittschiffs über eine Sektion mit vertikalen Startern, deren Marschflugkörper sowohl Land- als auch Seeziele angreifen können, während sie zugleich ein gefährlicher Jäger bleibt. 

Klasse wurde modifiziert

Laut der Sewmasch-Werft ist die „Perm“ das erste Boot der Serie, das von Anfang an Zirkon-Raketen trägt. Die Zirkon ist eine Hyperschallwaffe, die wahlweise konventionell oder nuklear bestückt werden kann. Sie wurde 2022 erstmals erfolgreich von einem U-Boot getestet. Ihre nukleare Sprengkraft ist jedoch kein „Städte-Zerstörer“ wie im Kalten Krieg üblich, sondern deutlich kleiner. Russland schafft sich damit eine U-Boot-Flotte mit taktischen Atomwaffen. Die Sorge besteht darin, dass die Hemmschwelle für ihren Einsatz weit niedriger ist als bei den alten „Doomsday“-Raketen.

Angetrieben wird die „Perm“ von einem druckwassergekühlten Kernreaktor (Typ KTP-6-185SP). Er leistet 200 Megawatt – das entspricht etwa 268.204 PS. Der Antrieb erfolgt über einen geräuscharmen Propeller, unterstützt durch zwei Manövrierhilfen. Unter Wasser erreicht die „Perm“ Geschwindigkeiten von bis zu 31 Knoten, an der Oberfläche bis zu 16 Knoten. Dieser Kernreaktor der vierten Generation hat eine Lebensdauer von 25 bis 30 Jahren – er muss also während der Dienstzeit des Bootes nicht erneuert werden. Das Boot kann bis zu 600 Meter tief tauchen und bis zu 100 Tage unter Wasser bleiben. Die Verdrängung unter Wasser beträgt 13.800 Tonnen. Die „Perm“ ist 130 Meter lang, 13 Meter breit und hat aufgetaucht einen Tiefgang von 9,4 Metern. Dank fortschrittlicher Automatisierung besteht die Besatzung nur aus 64 Personen.

Bewaffnung des U-Bootes

Die „Perm“ ist mit zehn Torpedorohren vom Kaliber 533 mm bewaffnet. Ihre acht vertikalen Starter ermöglichen den Abschuss von vier P-800-Onyx-Antischiffsraketen, vier nuklearfähigen 3M22-Zirkon-Hyperschallraketen oder fünf 3M14-Kalibr-Marschflugkörpern je Startsystem. Die größte Neuerung ist der Hyperschall-Marschflugkörper 3M22 Zirkon. Dieses System trägt einen Sprengkopf von 300 bis 400 kg. Die Zirkon erreicht eine Geschwindigkeit von bis zu 11.025 km/h und hat eine Reichweite von 400 bis über 1000 Kilometern. In der Reisephase fliegt die Zirkon in 30 bis 40 Kilometern Höhe, um den Luftwiderstand zu minimieren. In der Phase des Endanflugs nimmt ihre Geschwindigkeit jedoch ab. Die Zirkon ist schwer abzufangen, moderne Systeme sind dazu aber in der Lage, zumindest wenn sie günstig positioniert sind.

Putin zugeschaltet 

Beim Stapellauf der „Perm“ in Sewerodwinsk ließ sich Wladimir Putin aus Murmansk per Video zuschalten. Er selbst befand sich an Bord eines Schwesterschiffs der „Perm“, der „Archangelsk“. Er sagte: „Derartige U-Boote und Schiffe werden die Schlagkraft all unserer Flotten erhöhen.“

In der Pazifikflotte soll die „Perm“ die Präsenz Russlands im Asien-Pazifik-Raum stärken. Von den fünf U-Booten dieser Klasse, die bereits im Einsatz sind, gehören drei zur Nordflotte („Sewerodwinsk“, „Kasan“ und „Archangelsk“) und zwei zur Pazifikflotte, die „Krasnojarsk“ und die „Nowosibirsk“. Alle Boote sind nach russischen Städten benannt. An drei weiteren Einheiten arbeitet die Werft. Auf dem freigewordenen Platz der „Perm“ soll 2025 die Arbeit an einem weiteren Boot beginnen. Insgesamt sind zwölf U-Boote geplant, für die letzten zwei liegt derzeit nur eine Ankündigung vor, die Verträge müssen noch unterzeichnet werden. Die Sewmasch-Werft plant, bis 2030 alle zwölf Jasen-M-Boote fertigzustellen. Zukünftige Boote werden mit Kalibr-M-Raketen mit erweiterter Reichweite ausgerüstet sein, die Ziele in Entfernungen von bis zu 4500 Kilometern treffen können.

Quellen: Barent Observer, Reuters, Tass, Defence Mirror

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

wir-informieren-sie24.com © 2025

DE276860132 | Eichenstraße 34, 65933, Frankfurt am Main | +4969 94146668 | [email protected]

Datenschutzerklaerung|Datenschutzbestimmungen|Allgemeine Geschäftsbedingungen|Impressum