Der Niedriglohnsektor ist größter Arbeitgeber im Freistaat. Die sich anbahnende schwarz-rote Koalition im Bund will den Mindestlohn erhöhen. Wie viele Thüringer davon finanziell profitieren würden.
Die von der kommenden Bundesregierung geplante Erhöhung des Mindestlohns auf 15 Euro würde in Thüringen bei mehr als jedem vierten Arbeitnehmer zu einer Gehaltssteigerung führen. Wie aus Zahlen des Thüringer Landesamts für Statistik hervorgeht, verdienten im April vergangenen Jahres 220.000 der insgesamt 845.000 Thüringer Erwerbstätigen weniger als 15 Euro. Das entspricht einem Anteil von 26 Prozent. Nicht enthalten in dieser Statistik sind Auszubildende, Praktikanten, Minderjährige und Menschen, die in Altersteilzeit arbeiten.
Thüringer Wirtschaft nennt Vorhaben „politischen Angriff“
Der Verband der Wirtschaft Thüringens (VWT) äußerte bereits am Donnerstag Kritik: „Wiederholte Vorgaben für den Mindestlohn sind politische Angriffe auf die Tarifautonomie“, sagte VWT-Hauptgeschäftsführer Matthias Kreft. „Der Koalitionsvertrag setzt durchaus Impulse für Reformen, bleibt aber in den Erwartungen für eine Wirtschaftswende zurück.“Auch in den Reihen der CDU ist die im schwarz-roten Koalitionsvertrag in Aussicht gestellte Mindestlohnerhöhung nicht unumstritten: Der stellvertretende Fraktionsvorsitzende der CDU, Jens Spahn, glaubt nicht daran, dass eine Erhöhung des derzeit bei 12,86 Euro liegenden Mindestlohns bereits im kommenden Jahr möglich sei. „Dass wir so viel Wachstum und Lohnentwicklung haben, dass es nächstes Jahr schon gelingt, ist unwahrscheinlich“, sagte Spahn im „Frühstart“ von RTL/ntv. „Aber wir lassen uns mal überraschen.“ Spahn hob außerdem hervor, dass die Festlegung der Lohnuntergrenze weiterhin der Mindestlohnkommission obliege.