Noch in diesem Jahr sollen geschulte Jäger als sogenannte Rissgutachter Kadaver von Wildtieren untersuchen. Es gibt allerdings Bedenken an diesem Vorhaben.
Speziell geschulte Jägerinnen und Jäger sollen noch in diesem Jahr gerissene Wildtiere auf mögliche Wolfsangriffe begutachten können. Das teilte das Umweltministerium mit. Damit sollen etwa Mitarbeiter des für Wölfe zuständigen Kompetenzzentrums entlastet und die Entwicklung der Wolfspopulation in Thüringen genauer beobachtet werden können.
Da es in ganz Thüringen verteilt Jäger gebe, könnten die Rissbegutachtungen so schneller erledigt werden, so das Argument des Ministeriums. Bisher müssen Gutachter des Kompetenzzentrums teils lange Wege zurücklegen.
Jäger und Genproben-Sammler
Bei dem Vorstoß gehe es um Rehe und anderes Schalenwild. Durch die Fortbildung sollen ausgewählte Jäger etwa lernen, Proben an den Kadavern zu nehmen. Mit diesen Proben kann genetisch bestimmt werden, ob ein Wolf oder ein anderes Tier als möglicher Beutegreifer infrage kommt.
Der Landesjagdverband begrüßt die Pläne. „Auch wenn Wild herrenlos ist, muss man als Jäger wissen, was in seinem Revier los ist“, sagte der Verbandsgeschäftsführer Frank Herrmann. Es sei wichtig, zu wissen, ob nun ein Wolf, ein Luchs, oder wildernde Hunde im Wald unterwegs seien. Auch Herrmann verweist auf die Genetik als sichersten Weg, um die Bewegung und Entwicklung der Wölfe im Land zu beobachten.
Neben einer Qualifizierung für die Jäger, die für die Aufgabe infrage kommen, müsse das Ministerium auch dafür Sorge tragen, dass der Mehraufwand als Rissgutachter nicht zur finanziellen Belastung für die jeweiligen Jäger werde. Abstimmungen laufen laut Ministerium noch dazu, wie viele Jäger geschult und in welcher Form diese für Gutachten kompensiert werden sollen.
Bisher nur bei gerissenen Wildtieren Option
Bislang gehe es bei dem Vorstoß nur um Fälle von Wildtierrissen, hieß es aus dem Ministerium. Eine Begutachtung von Rissen an Nutztieren durch Jäger sei derzeit nicht vorgesehen. Der Nabu Thüringen blickt trotzdem mit Skepsis auf das Vorhaben. Auch künftig sollten aus Sicht des Naturschutzvereins Jäger keinesfalls als Gutachter für Riss-Schäden durch den Wolf an Weidetieren eingesetzt werden.
„Es kann nicht sein, dass bei der sachlichen Bewertung eines Rissvorfalles, der mutmaßlich durch den Wolf verursacht wurde, diejenigen beteiligt sind, die leichter Wölfe schießen möchten“, heißt es aus dem Verein auf Anfrage. Zudem sollten die Beurteilungen, bei denen Haushaltsmittel und damit Steuergelder ausgegeben werden, nicht in den Händen von Privatpersonen liegen.