Musik: Wie sich Zarrella mit seinem Italo-Disco-Album neu erfindet

Wer in einer Casting-Band gesungen hat, wird das Image oft nie mehr los. Giovanni Zarrella aber hat sich auf wundersame Weise eine zweite Karriere aufgebaut. Sein Album „Universo“ beweist das.

Giovanni Zarrella ist ein ausgesprochen fröhlicher Mensch. Wenn er aber von der Zeit von 2005 bis 2019 erzählt, dann kippt die Stimmung ein wenig – wie ein Popsong, der plötzlich in eine Moll-Tonart rutscht, in eine melancholische Seitenstraße. „Natürlich habe ich mich oft gefragt, ob ich noch einmal den großen Durchbruch als Solokünstler schaffe“, sagt er. „Meine Karriere war speziell.“

Das lässt sich so sagen. Der 47-Jährige gehört heute zu den bekanntesten Unterhaltern des Landes, im ZDF ist seine „Giovanni Zarrella Show“ zu einer Art Institution geworden. Was leicht vergessen wird, ist, dass der Mann mit dem notorischen Lächeln dafür so einige Karussellfahrten der Karriere überstehen musste.

Mitte der Nullerjahre zerbrach seine Casting-Band Bro’Sis – was für nicht wenige Karrieren die Endabrechnung bedeuten kann. Auch Zarrella versuchte sich danach in verschiedenen Rollen, aber mit sehr wechselndem Erfolg. Erst 2019 gelang ihm mit dem Album „La vita è bella“ ein Befreiungsschlag. Der Kniff fortan: Er sang schon bekannte Hits auf Italienisch.

Warum Giovanni Zarrella plötzlich selbst zur Feder greift

Nun will Zarrella seine späte Erfolgsgeschichte als Solo-Sänger fortschreiben – mit einer neuen Nuance. Am Freitag (2. Mai) erscheint sein neues Album „Universo“. Das Besondere: Erstmals hat er selbst an allen Songs mitgeschrieben. Warum das nicht früher geschehen ist? Tja, da denkt er kurz nach und findet dann eine etwas blumige Antwort. Sie lässt aber erahnen, um was es gehen könnte – die Anerkennung als nun vollendeter Künstler. 

„Vielleicht hatte ich einfach noch nicht genug Geschichten, die ich erzählen wollte und konnte“, sagt er. Nun sei das aber anders. „Mein Universum fühlt sich mittlerweile komplett an – mit vielen schönen Momenten, aber auch solchen, in denen ich kämpfen musste.“

Mehr Italo, weniger Kitsch: Zarrellas Formel fürs Glück

Den Kampf hört man – auch weil nicht jeder so sattelfest in Italienisch ist – zugegebenermaßen nicht sofort. Viele Lieder auf „Universo“ vermitteln vor allem sehr schnell sehr gute Laune. Etwa die Singles „Danza“ und „Fantastico“. 

Der Stil erinnert stark an Italo-Disco-Pop aus den 80ern. Die Musikrichtung hat einige Zeit in der künstlerischen Mottenkiste zugebracht, da sie auf ihrer Hochphase auch viel Synthesizer-Gedudel und banalen Kitsch produzierte. Aber seit einiger Zeit erlebt sie – wie so vieles – ein Revival in neuem Gewand.

Wer etwa den 2023er-Hit „Italodisco“ der italienischen Band The Kolors mag, wird sich auch schnell in Giovanni Zarrellas Platte verlieben. Sie ist ebenso zeitgemäß produziert, alle 80er-Jahre-Ranzigkeit geht ihr ab.

Ein Sound wie Urlaub – aber bitte mit Stil 

„Der Sound sollte nach Italo Disco klingen – aber nach 2025“, erklärt Zarrella. Auch wenn er, Jahrgang 1978, zu den damaligen Italo-Heroen emotional eine fast zärtliche Beziehung verspürt. „Ricchi e Poveri, Al Bano & Romina Power, Pupo, Umberto Tozzi, Toto Cutugno – die hatte ich ständig in meinen Ohren“, erzählt er. „Die liefen bei meinem Papa und bei meiner Mama in der Pizzeria einfach rauf und runter. In Hechingen, mitten im schönen Schwabenland.“

Wenn man so will, ist das Album Ausdruck einer Souveränität, die er sich mit den Jahren erarbeitet hat. „Von 2005 bis 2019 gab es Phasen, da schien mir mein Traum zu entgleiten, da hatte ich meine Ziele nicht mehr so fest im Blick“, sagt er. Aber kleine Momente hätten ihn weitermachen lassen – mal die Moderation einer Sendung, mal ein Auftritt bei Stefan Raab oder im „Fernsehgarten“. Und der Rückhalt in seinem Umfeld.

Endlich angekommen

Heute fühle er sich „beseelt“. „Die Last und auch Sorge, die mich jahrelang begleitete, ist wie weggewischt“, sagt er. Er habe wohl einfach mal erleben müssen, auch als Solokünstler „etwas wert“ zu sein.

Kurz hält er inne. „Es fühlt sich manchmal seltsam an, aber ich habe das Gefühl, eine zweite Karriere hat erst vor fünf Jahren begonnen“, sagt Giovanni Zarrella. „Und es fühlt sich deshalb alles noch so frisch und aufregend an.“ 

Ein bisschen wie damals, als der erste Italo-Disco-Hit durch die Pizzeria tönte.

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