Nachbarschaftsstreit: Mehr Nachbarschaftsstreits vor Schiedsstellen

Wenn Nachbarn sich streiten, wird es mitunter kompliziert. Dann können ehrenamtliche Schiedsleute helfen, die vermitteln. Oft tun sie das mit Erfolg.

Grillrauch, Partylärm, über die Grundstücksgrenze wachsende Bäume, Beleidigungen: Gründe für einen Nachbarschaftsstreit gibt es viele. Können sich die Parteien nicht einigen, muss man sich nicht gleich vor Gericht wiedersehen. In Mecklenburg-Vorpommern gibt es ein Netz von 119 Schiedsstellen mit 222 ehrenamtlichen Schiedspersonen, die in Nachbarschaftsstreitigkeiten zu vermitteln suchen – oft mit gutem Ausgang.

Erfolg haben die Schiedspersonen in mehr als der Hälfte aller Fälle, wie die Landesvereinigung Mecklenburg-Vorpommern des Bundes Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen berichtet. 57 Prozent der Schlichtungsversuche endeten demnach mit einem Vergleich. „2022 waren es sogar 73 Prozent, das war die höchste Erfolgsquote überhaupt bisher“, sagte die Vorsitzende Bärbel Schade. Die Landesvereinigung wurde vor 30 Jahren gegründet, was am Samstag in Schwerin gefeiert wird.

Mehr Fälle auf dem Land als in der Stadt

Die Zahl der Menschen, die sich an eine Schiedsstelle wenden, ist Schade zufolge in den vergangenen Jahren gestiegen. 2016 gab es 258 Anträge, 2022 dann 264 und im vergangenen Jahr stieg die Zahl auf 293. Das waren fast so viele wie im bisherigen Rekordjahr 2020, die Schiedsstellen 295 Anträge zählten, wie die Schiedsfrau aus Rostock bilanziert. Manchmal müsse auch erst eine Einigung mit Hilfe der Schiedsstelle versucht werden, ehe ein Fall vor Gericht darf.

Nach Schades Worten gibt es mehr Fälle auf dem Land als in der Stadt. In ihrer Schiedsstelle – eine von fünf in der Hansestadt – betreute sie 2024 zwei Fälle. Im ländlichen Raum könnten es an einer Schiedsstelle auch schon mal zehn Fälle in einem Jahr sein. 

Ältester Schiedsmann in MV 86 Jahre alt

Die Schiedspersonen sind Ehrenamtler. Der Bund Deutscher Schiedsmänner und Schiedsfrauen unterstützt sie laut Schade in ihrer Tätigkeit, bildet sie weiter und hält Kontakt zu den Kommunalverwaltungen und Justizbehörden.

Kommunen müssen nach Angaben Schades sicherstellen, dass es in jedem Amt und jeder amtsfreien Gemeinde eine Schiedsstelle gibt. Werden neue Schiedsleute benötigt, schreibe die Kommune das aus. Wer das Ehrenamt ausüben will, muss mindestens 25 Jahre alt und nicht vorbestraft sein. Zudem muss die Person im Bereich der jeweiligen Schiedsstelle leben. 

„Eine Altersgrenze nach oben gibt es in Mecklenburg-Vorpommern nicht.“ Schade selbst ist 72 Jahre alt. Mehr als die Hälfte der Schiedsleute in MV ist nach ihren Worten über 60 und der Anteil der Älteren wächst. Der älteste Schiedsmann im Nordosten ist demnach 86 Jahre alt.

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