Im Garten, beim Waldspaziergang und sogar bei Rock im Park – eine Zecke hat man sich schnell gefangen. Sind es in diesem Jahr mehr? Und breiten sich neue Arten in Bayern aus?
In diesem Jahr sind mancherorts besonders viele Zecken in Bayern unterwegs. „Diese hohen Zahlen erklären sich durch den milden Winter, in dem viele Zecken wohl gut überleben konnten und jetzt im Frühjahr aktiv geworden sind“, sagte Gerhard Dobler vom Institut für Mikrobiologie der Bundeswehr in München.
Dobler und sein Team sammeln seit Jahren in Risikogebieten in Ostbayern Zecken ein, um diese auf FSME-Viren und andere Erreger zu untersuchen – und in diesem Jahr habe das Team dort schon seit März Rekordzahlen vom Gemeinen Holzbock gesehen, sagte Dobler. Der Holzbock ist die häufigste europäische Zeckenart.
Zecken als Ärgernis bei Rock im Park
Aber auch in anderen Regionen, unter anderem dem Allgäu, Baden-Württemberg und Sachsen, seien viele Zecken beobachtet worden, sagte Dobler. Ähnlich erlebten es auch die Besucherinnen und Besucher beim Musikfestival Rock im Park am Pfingstwochenende in Nürnberg. 145 wandten sich nach Angaben des Bayerischen Roten Kreuzes wegen Zeckenbisse an den Sanitätsdienst, etwa doppelt so viele wie im Jahr zuvor.
Eine generelle Aussage für Bayern ist dagegen nicht möglich. Die Aktivität von Zecken hängt nach Angaben des Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit (LGL) von vielen lokalen Faktoren wie Temperatur, Luftfeuchtigkeit, Fauna und Flora ab. Da es keine genauen Untersuchungen gebe, lägen keine belastbaren Daten dafür vor, ob in diesem Jahr mehr Zecken unterwegs seien, sagte eine Sprecherin.
Mögliche Krankheitsüberträger
Die häufigsten Krankheiten, die Zecken übertragen können, sind dem LGL zufolge die Borreliose und die Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME). Nahezu der gesamte Freistaat gilt inzwischen als FSME-Risikogebiet. Deshalb raten Fachleute, sich impfen zu lassen.
Bei der Borreliose verzeichnete das LGL in diesem Jahr einen Anstieg mit fast 820 Fällen (1.-22. Meldewoche) bei den Infektionen, im vergangenen Jahr waren es rund 670 zu dieser Zeit. Bei FSME sank die Zahl der Infektionen im selben Zeitraum von 50 auf rund 30.
Im Zuge der Klimaerwärmung gelangen auch andere Zeckenarten nach Deutschland. Ein Beispiel sind die Buntzecken, die sich dem LGL zufolge in den letzten Jahrzehnten hierzulande ausgebreitet haben, aber immer noch eher selten sind. Diese können die Bakterienarten Francisella tularensis und Rickettsien übertragen, die unter anderem Hasenpest und Fleckfieber verursachen können.
Auch die Hyalomma-Zecken finden sich laut LGL seit einigen Jahren in Deutschland. Diese sind in Asien, Afrika und Südeuropa heimisch und reisen mit Zugvögeln nach Deutschland. „Es handelt sich jeweils um Einzelfunde. Bisher sind in ganz Deutschland keine stabilen Populationen bekannt“, erläuterte Dobler.
Hyalomma-Zecke unter Beobachtung
Trotzdem beobachten Fachleute eine mögliche Ausbreitung der Hyalomma-Zecken ganz genau, denn diese kann das Krim-Kongo-Fieber (CCHF) übertragen – eine Virusinfektion, die tödlich enden kann. „Bisher wurde allerdings noch bei keiner der in Deutschland gefundenen und untersuchten Hyalomma-Zecken dieses Virus nachgewiesen“, betonte Dobler. Anders sei das in Italien. Die Zecken könnten außerdem eine Form von Fleckfieber übertragen. Dies sei bei einer Person in Deutschland nach einem Stich einer Hyalomma-Zecke nachgewiesen worden.
Zecken reisen mit
Besonders lästig kann die Braune Hundezecke sein, die nach dem Urlaub am Mittelmeer als unerwünschtes Mitbringsel auf dem Vierbeiner mit nach Hause reist. Die Zecken vermehren sich nur in geschützten Räumen wie den Hundehütten oder den Wohnungen der Halterinnen und Halter. „Diese Zeckenart breitet sich nicht wirklich aus“, sagte Dobler. Die Zecken könnten aber von einem Hund zum anderen verschleppt werden.
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