Flaggen-Diskussion: Queerbeauftragter: Queere Menschen sind keine Zirkuspferde

Der Bundeskanzler äußert sich zum Hissen der Regenbogenfahne auf dem Bundestag. Berlins Queerbeauftragter hat kein Verständnis für dessen Haltung und dessen Formulierungen.

Der Queerbeauftragte des Berliner Senats, Alfonso Pantisano, hat die Äußerungen von Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) zum Hissen der Regenbogenfahne scharf kritisiert. „Wenn die Würde des Menschen unantastbar sein soll, dann halten Sie sich endlich daran, Herr Merz!“, postete er auf Instagram. „Queere Menschen sind keine Zirkuspferde!“

Merz hatte sich in der ARD-Talkshow „Maischberger“ hinter den Kurs von Bundestagspräsidentin Julia Klöckner zum Christopher Street Day (CSD) gestellt. Der CDU-Chef sagte auf die Frage, wie er es finde, dass Klöckner die Regenbogenfahne zum CSD am 26. Juli nicht auf dem Bundestag hissen will: „Der Bundestag ist ja nun kein Zirkuszelt“, auf dem man beliebig Fahnen hisse.

Jeder könne vor seiner eigenen Haustür Fahnen hissen, was er wolle, sagte der Kanzler. „Aber wir reden hier über das deutsche Parlament und im deutschen Parlament werden nicht jeden Tag beliebig irgendwelche Fahnen aufgehängt, sondern die deutsche Nationalflagge und die europäische Flagge.“

Queerbeauftragter weist auf tägliche Gewalterfahrungen hin 

Pantisano, offiziell Ansprechperson Queeres Berlin der Landesregierung, findet das inakzeptabel: „Ich bin fassungslos. Nein, falsch – ich bin wütend. Maßlos. Und traurig“, formulierte er. „In einem Land, in dem queere Menschen täglich beleidigt, bespuckt, getreten, ins Krankenhaus geprügelt werden, erklärt Friedrich Merz also das Symbol unseres Überlebens, unseres Widerstands, unserer Hoffnung zu einer lächerlichen Zirkusnummer.“ 

„Wer so spricht, gießt Öl ins Feuer des Hasses. Wer so spricht, macht sich mitschuldig an der Verrohung der Gesellschaft“, kritisierte Pantisano. „Wer so spricht, legt das rhetorische Pflaster für die nächste zusammengeschlagene Drag Queen, für den nächsten bedrohten CSD-Stand, und wenn es ganz schlimm kommt, auch für den nächsten Toten.“

Die Regenbogenfahne steht für die Vielfalt und das Miteinander, das am CSD gefeiert wird. Ebenso wird an dem Tag der Unterdrückung von homosexuellen, bisexuellen und Transgender-Menschen gedacht – speziell mit Blick auf die Stonewall-Unruhen in der Christopher Street 1969 in New York.

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