Wenig Bewerber, der Fachkräftemangel wächst – auch in der hessischen Justiz bei nicht-richterlichen Berufen. Die Ausbildungszahlen sollen deshalb steigen.
Das Oberlandesgericht Frankfurt kämpft um Auszubildende und gegen die Personalnot. „Es ist ein ausgesprochen schwieriges Geschäft, die Leute durch die Ausbildung zu bringen und bei uns zu halten“, sagte die OLG-Vizepräsidentin Ruth Römer. „Junge Menschen haben heute vielfältige Möglichkeiten“, sagte Römer.
Eine Zusage für einen Auszubildendenplatz bedeute allerdings noch lange nicht, dass die Ausbildung auch abgeschlossen werde. Römer erklärte, dass die Schwierigkeiten vor allem im „nicht-richterlichen Bereich“ bestehen. Deshalb soll im laufenden Jahr die Zahl der Auszubildenden nochmals erhöht werden. Nach 147 im Jahr 2024 soll es künftig 158 Plätze geben.
Zwar würden alle offenen Stellen mit Auszubildenden besetzt werden. „Auf dem Weg verlieren wir aber einige Auszubildende und auch Angestellte“, sagte Römer. Im Schnitt seien es etwa 15 Prozent, die ihre Ausbildung abbrechen oder ihren Arbeitsplatz verließen. „Für uns ist das sehr misslich, weil wir wieder von vorne anfangen müssen“, sagte die Vizepräsidentin.
Lage bei Richterstellen besser
Bei Richterstellen sei die Lage mittlerweile besser – die personelle Situation sei im Vergleich zum Vorjahr nahezu konstant geblieben, sagte Präsident Alexander Seitz. Derzeit arbeiten den Angaben nach 162 Richterinnen und Richter am OLG. 2024 waren es mit 158 etwas weniger.
Seitz und Römer berichteten zudem über eine starke Belastung der beiden Staatsschutzsenate am OLG. Im ersten Halbjahr 2025 wurden demnach bereits 55 Verhandlungstage durchgeführt. Erst Ende Juni endete das bisher längste Staatsschutzverfahren in Frankfurt. Der syrische Arzt Alaa M. wurde unter anderem wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit nach knapp dreieinhalb Jahren mit 188 Verhandlungstagen zu einer lebenslangen Freiheitsstrafe verurteilt.
Großer Prozess gegen mutmaßliche „Reichsbürger“
Den zweiten Staatsschutzsenat beschäftigt unter anderem weiterhin der große Prozess gegen die mutmaßlichen „Reichsbürger“ um Heinrich XIII. Prinz Reuß. Bisher wurden 77 Verhandlungstage durchgeführt. Am Mittwoch wurden weitere Termine bis Sommer 2026 mitgeteilt.
Seit dem 1. Juli arbeiten zudem zwei Senate im neu errichteten sogenannten Commercial Court am OLG. „Das ist mal etwas Neues“, erklärte Seitz. Zuständig sind diese für Wirtschaftszivilverfahren mit einem Streitwert ab 500.000 Euro – hierzu zählten insbesondere Handelssachen und Streitigkeiten im Zusammenhang mit Unternehmenskäufen, hieß es. Die Verfahren können auf Wunsch der Parteien auch auf Englisch geführt werden.