Havariekommando: Schiffskollision in Cuxhaven – Riss lässt Öl austreten

Unfall im Hafen, Öl im Wasser: Nach dem Zusammenstoß zweier Schiffe lief jede Menge Treibstoff aus. Umweltschützer befürchten bleibende Schäden.

Nach einer Schiffskollision sind mehrere Tausend Liter Treibstoff an der Küste von Cuxhaven ausgelaufen. Die Einsatzkräfte gehen von rund 6.000 Liter Marinedieselöl aus. „Es gab auch schon mal mehr Öl im Hafen“, meinte eine Sprecherin des Havariekommandos. „Aber jeder Tropfen Öl, den wir im Wasser haben, ist zu viel.“ 

Die Besatzung blieb den Angaben nach unverletzt, der Schiffsverkehr auf der Elbe ist durch den Einsatz nicht beeinträchtigt.

80 Zentimeter langer Riss im Schiff

Der Unfall ereignete sich morgens beim Einlaufen in den Vorhafen. Das 69 Meter lange Tankschiff „Capella“ stieß dabei mit dem 44 Meter langen Offshore-Versorgungsschiff „Coastal Legend“ zusammen. Die Wasserschutzpolizei ermittelt, wie es zu der Kollision kam. Der Umfang des entstandenen Schadens ist noch unklar.

Beide Schiffe konnten nach Angaben des Havariekommandos im Hafen festgemacht werden und drohen nicht zu sinken. Bei dem Zusammenprall wurde das Offshore-Schiff beschädigt. Die Einsatzkräfte gehen von einem 80 Zentimeter langen Riss aus. Treibstoff trat aus, der roter Ölfilm schwimmt größtenteils unter den Stelzen des Lübbertkais.

Flugzeug und spezielles Schiff im Einsatz

Einsatzkräfte des Technischen Hilfswerks und der Feuerwehr errichteten Ölsperren. Mit speziellen Geräten – sogenannten Skimmern – versuchen sie, das Öl von der Wasseroberfläche zu entfernen. Ab fünf Kubikmetern Schadstoff – also 5.000 Litern – sprechen die Experten von einem „komplexen Schadstoffunfall“. Dann übernimmt das Havariekommando die Einsatzleitung.

Die Einsatzkräfte arbeiten mit Atemschutzmasken, um keine Dämpfe einzuatmen. Sie bemühten sich, den Großteil des Öls noch vor der Flut am Mittag zu entfernen, damit der Treibstoff vom Hafenbecken nicht weiter ins offene Meer gelangt. Die Besatzung eines Ölaufklärungsflugzeug erkundete die Einsatzstelle aus der Luft. Auch ein spezielles Ölfangschiff ist im Einsatz.

Umweltorganisationen befürchten Schaden

Die Umweltorganisation Greenpeace geht von einem größeren Schaden aus. „Nach dieser Kollision sind Umweltschäden unvermeidbar“, befürchtet Meeresbiologe Thilo Maack. „Tiere, die mit dem Öl in Kontakt kommen, werden vergiftet.“ 

Öl verhindere den Sauerstoffaustausch zwischen Wasser und Luft. So drohen wirbellose Tiere aus dem Plankton zu ersticken. „Bei Fischen können die Kiemen verkleben, Wasservögel verlieren ihre schützende Isolierschicht“, teilte Maack mit.

Wenn das Öl nicht schnell genug abgeschöpft wird, könne das Ökosystem noch lange belastet sein. „Öl kann sich in Hafensedimenten ablagern und über Jahre Schadstoffe freisetzen“, erklärte der Greenpeace-Experte für Kriseneinsätze.

Nabu fordert Konsequenzen

Auch der Naturschutzbund (Nabu) spricht von einer ernsten Lage. „Öl gehört nicht ins Wasser und bei mehreren tausend Litern steigt das Risiko gravierender ökologischer Folgen deutlich“, betonte ein Sprecher. Gerade in ruhigen Hafenbereichen bestehe die Gefahr, dass das Öl nicht schnell genug abgebaut wird und langfristige Schäden verursacht – mit Folgen für die Wasserqualität, Lebensräume im Meer, Fischerei und den Hafenbetrieb. 

Die Organisation fordert Konsequenzen. „Die Ursachen des Unfalls müssen lückenlos aufgeklärt werden. Bei Versäumnissen muss es Konsequenzen geben, auch um zukünftige Unfälle zu vermeiden.“ Grundsätzlich sollten Einsatzkräfte besser ausgerüstet, eine Lotsenpflicht in stark befahrenen Seegebieten eingeführt und hochgiftige Öle nicht mehr in der Schifffahrt verwendet werden. „Der erneute Unfall in Cuxhaven zeigt einmal mehr: Unsere Meere sind längst am Limit.“

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