Rückbau von Kernkraftwerk: Countdown zur Sprengung: Gundremmingens Kühltürme fallen

Mehr als 1.000 Bohrlöcher und 56.000 Tonnen Stahlbeton – der Abriss der Kühltürme in Gundremmingen wird zum sichtbaren Zeichen für den Rückbau. Was Zuschauer und Anwohner erwartet.

Die Behörden und der Energiekonzern RWE bereiten sich mit Hochdruck auf die Sprengung der Kühltürme des früheren Atomkraftwerks Gundremmingen vor. Die beiden rund 160 Meter hohen Kühltürme des vor knapp vier Jahren stillgelegten Atomkraftwerks sollen am 25. Oktober exakt um 12.00 Uhr mittags im Abstand von 15 Sekunden fallen, wie Sprengingenieurin Ulrike Matthes von der Thüringer Sprenggesellschaft erläuterte.

Das Unternehmen aus dem thüringischen Kaulsdorf ist auf solche Großsprengungen spezialisiert. Es hat im vergangenen Jahr bereits die Kühltürme des früheren Kernkraftwerks Grafenrheinfeld in Unterfranken gesprengt.

Atommeiler vor fast vier Jahren stillgelegt

Das nur wenige Kilometer von der Landesgrenze zu Baden-Württemberg entfernte Kernkraftwerk Gundremmingen war Ende 2021 mit der Abschaltung des dritten Blocks endgültig vom Netz gegangen. Seitdem wird die Atomanlage zurückgebaut.

In den vergangenen zwei Jahren seien in Gundremmingen bereits 4.600 bis 4.700 Tonnen Material aus den Gebäuden entfernt worden, erklärte Heiko Ringel, der Leiter der Rückbauanlage. Die Sprengung werde jetzt das erste Zeichen des Abrisses nach außen hin. Nach seinen Angaben werden dabei 56.000 Tonnen Stahlbeton zerstört. Das Material soll zu Schotter verarbeitet und recycelt werden.

Sprengexpertin Matthes erläuterte, dass die beiden Türme sich nach den Detonationen nur leicht zur Seite neigen und dann auf relativ kleiner Fläche zusammensacken werden. „Der Turm kippt an und kollabiert in sich.“ Dabei drehten sich die beiden Türme leicht. Nach ihren Angaben werden mehr als 1.000 Bohrlöcher, in die der Sprengstoff kommt, notwendig sein. Genaue Angaben zur Zahl der Löcher und der Menge des Sprengstoffes will sie aus Sicherheitsgründen erst nach der Sprengung machen.

Behörden erwarten viele Schaulustige und Demonstranten

Bei der Sprengung werden zahlreiche Schaulustige erwartet. Parkplätze werden für Zuschauer nicht ausgewiesen. „Es wird erhebliche Einschränkungen geben“, sagte Christoph Langer, Abteilungsleiter für öffentliche Sicherheit im Landratsamt in Günzburg. Rund um die Kühltürme werde ein großes Sperrgebiet ausgewiesen.

In Grafenrheinfeld hatte ein Atomkraft-Befürworter einen Strommast in der Sperrzone besetzt und so die Sprengung rund eineinhalb Stunden verzögert. Der Mann ist kürzlich wegen des illegalen Protestes zu einer Geldstrafe verurteilt worden. In Gundremmingen gibt es laut Langer aus Anlass der Sprengung aktuell bereits eine angemeldete Demonstration von Kernkraft-Anhängern.

Gundremmingen zählt zu den größten Atomstandorten in Deutschland. In der schwäbischen Gemeinde ging 1966 das erste große Atomkraftwerk (AKW) der Bundesrepublik ans Netz. Der Block A markierte den Beginn der industriellen Atomstromproduktion in Deutschland.

Dieser Meiler wurde nach einem Jahrzehnt und mehreren schweren Störfällen abgeschaltet. Die Blöcke B und C wurden im Jahr 1984 zusammen fertiggestellt und gingen damals im Abstand weniger Monate in Betrieb.

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