Mosel-Schifffahrt: Gibt es mehr Schiffsunfälle auf der Mosel?

Havarien sorgten jüngst auf der Mosel für Aufsehen. Doch wie häufig sind solche Unfälle wirklich? Experten geben Einblicke.

Zwei Schleusen und drei Brücken: Auf der Mosel hat es in den vergangenen Monaten häufiger Schiffsunfälle gegeben. Nicht überall steht die Ursache schon fest – aber wieso häufen sich die Unfälle? 

Oder täuscht der Eindruck?

Laut Tobias Schmidt vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt Mosel-Saar-Lahn nimmt die Zahl der Unfälle von Schiffen auf der Mosel nicht zu. „Es waren nur mit den zwei Toranfahrungen zwei große Havarien, die anders kommuniziert wurden als vielleicht kleinere Havarien“, sagt er mit Blick auf die angefahrenen Schleusentore in Müden im Dezember 2024 und in St. Aldegund Anfang Juli. Es sei „Zufall“, dass es jüngst zwei so große Unfälle gegeben habe.

Dass Brücken angefahren werden, komme öfter mal vor. Nicht immer werde das aber groß kommuniziert. „Aber jetzt ist man sensibilisiert“, meint er. Vor zwei Wochen hatte ein Frachtschiff nachts zwei Brücken gerammt: zuerst eine Brücke in Schweich, dann eine in Longuich im Kreis Trier-Saarburg. Fünf Container seien kaputtgegangen, die Brücke wurde beschädigt.

Wie werden Schiffsführer überhaupt ausgebildet?

„In Deutschland bestehen zwei Wege, um Schiffsführer zu werden“, erklärt Gerit Fietze vom Bundesverband der Deutschen Binnenschifffahrt (BDB). Ein Weg sei die duale Ausbildung mit einer Dauer von dreieinhalb Jahren. „Innerhalb dieser Ausbildung müssen die Auszubildenden insgesamt 360 Tage aktiv an Bord arbeiten und im Anschluss eine Abschlussprüfung bestehen, welche aus theoretischen und praktischen Teilen besteht.“

Andernfalls könnten Interessierte eine aktive Fahrzeit von 540 Tagen sammeln, erklärt er. Dann müsse im Anschluss erneut eine vergleichbare Prüfung wie in der Ausbildung bestanden werden.

Braucht man für jeden Fluss eine eigene Qualifikation?

Nein, sagt Fietze. Grundsätzlich könne man mit einem sogenannten Unionsbefähigungszeugnis jede Wasserstraße in Deutschland befahren. „Es besteht lediglich eine gesonderte Streckenkundepflicht auf gewissen Abschnitten des Rheins, der Weser, der Elbe und der Donau“, sagt er. „Hier muss durch eine Prüfung nachgewiesen werden, dass die örtlichen Gegebenheiten bekannt sind.“

Welche Gründe gibt es für die Unfälle?

Die Schiffe seien in den vergangenen 30 Jahren länger geworden, sagt Fietze. Das dürfte aber die Navigation nicht sonderlich beeinflusst haben. „Die technischen Ausstattungen dürften die gewonnene Länge kompensiert haben.“

Als eine Ursache für Unfälle vermutet er eher menschliches Versagen oder Abgelenktheit durch soziale Medien, Fernsehen oder andere Sachen. Das sei aber nur eine Möglichkeit von vielfältigen Gründen.

Schmidt vom Wasserstraßen- und Schifffahrtsamt sagt zum jüngsten Brückenunfall: „Dass einer zweimal zwei Brücken hintereinander erwischt, das habe ich auch noch nicht erlebt.“ Möglicherweise sei die Sicht schlecht gewesen: „Es war Nacht und nebelig.“ Es könnte zu einer Fehleinschätzung des Schiffsführers – vielleicht auch wegen eines Radarausfalls – gekommen sein.

Bei den beiden Brücken handele es sich um Bogenbrücken mit mehreren Pfeilern im Fluss. Mit den Containern sei das Schiff wahrscheinlich sehr hoch gewesen und habe dann wohl das Bauwerk gestreift. Nach Angaben der Wasserschutzpolizei laufen die Ermittlungen zur Unfallursache noch. Daten müssten noch ausgewertet werden, sagte ein Sprecher.

Im Juli hatte es zudem bei Treis-Karden (Kreis Cochem-Zell) einen Unfall an einer Brücke gegeben: Ein Kabinenschiff war gegen einen Brückenbogen gestoßen. 

Was zeigen große Havarien auf der Mosel?

Die Mosel ist als Wasserstraße bei Ausfällen an Schleusen sehr anfällig. Es kommt dann vor, dass schnell Dutzende Schiffe festsitzen – mit erheblichen wirtschaftlichen Folgen. Wie bei dem Unfall am Schleusentor Müden.

Das neue Schleusentor in St. Aldegund (Kreis Cochem-Zell) soll ab dem 28. Oktober eingebaut werden, sagte Schmidt. Seit einem Schiffsunfall an der Schleuse im Sommer läuft die Schleuse im Notbetrieb.

Insgesamt hat die Mosel in Deutschland zehn Staustufen. Jede sollte idealerweise zwei Kammern haben, bisher haben aber nur die Schleusen Fankel, Zeltingen und Trier eine zweite Kammer. Die nächste Nummer zwei soll in Lehmen gebaut werden.

Die Mosel gilt als eine der wichtigsten Wasserstraßen Europas. Der Fluss entspringt in den französischen Vogesen und fließt bei Koblenz in den Rhein. Auch für das Saarland ist die Mosel bedeutend: Die Saar fließt bei Konz (Kreis Trier-Saarburg) in die Mosel.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

wir-informieren-sie24.com © 2025

DE276860132 | Eichenstraße 34, 65933, Frankfurt am Main | +4969 94146668 | [email protected]

Datenschutzerklaerung|Datenschutzbestimmungen|Allgemeine Geschäftsbedingungen|Impressum