Gesundheit: Volkskrankheit Osteoporose: Wie man sie erkennt und was dagegen hilft

Niemand muss sich ab 75 Jahren den Oberschenkelhals brechen. Ein Orthopäde erläutert, wie man Osteoporose rechtzeitig erkennt und gezielt behandelt.

Was ist Osteoporose?

Osteoporose ist eine Knochenstoffwechselstörung, bei der Teile der Knochenstruktur abgebaut werden. Dadurch wird der Knochen dünner, poröser und instabiler; die Folge sind vermehrte Knochenbrüche, auch ohne Stürze und Unfälle. 

Wie viele Menschen betrifft Osteoporose?

Mehr als fünf Millionen Menschen in Deutschland sind von Osteoporose betroffen, viele von ihnen wissen es nicht. Etwa 80 Prozent der Betroffenen sind Frauen. Im Lauf des Lebens erkrankt jede dritte Frau und jeder fünfte Mann an Osteoporose. Mit zunehmendem Alter steigen das Risiko und die Zahl der Betroffenen.

Warum betrifft die Erkrankung meistens Frauen?

Das Risiko einer Osteoporose steigt mit dem Beginn der Menopause. Durch den sinkenden Östrogenspiegel verändert sich auch der Knochenstoffwechsel und damit die Knochendichte. „Auch ein sinkender Testosteronspiegel bei Männern kann Osteoporose begünstigen“, sagt Christoph Eichhorn, Vize-Chef des Deutschen Orthopäden- und Unfallchirurgen-Verbands (DOUV). Zusätzliche Risikofaktoren sind eine Cortisontherapie oder eine chronische Darmentzündung. 

Welche ersten Anzeichen sollte man beachten?

Anfangs verläuft die Erkrankung oft ohne besondere Symptome. „Ein deutliches Alarmzeichen ist, wenn sich die Körpergröße um mehrere Zentimeter verringert, weil Wirbelkörper zusammengebrochen sind“, sagt Eichhorn. Im weiteren Verlauf kommt es zu Schmerzen und Bewegungseinschränkungen durch erste Knochenbrüche. Knackt ein poröser Oberschenkelhals, verursacht das massive Schmerzen. Dazu braucht es keinen Sturz oder Unfall, ein leichtes Wegrutschen eines Beines kann bereits genügen. 

Wie lässt sich Osteoporose (rechtzeitig) erkennen?

„Ab 60 Jahren sollte man die Knochendichte regelmäßig messen lassen“, rät Eichhorn. Die Diagnose ist schnell, schmerzfrei und eine Kassenleistung. Bundesweit gibt es rund 800 Osteologen, Knochenspezialisten, die auf entsprechende Untersuchungen spezialisiert sind. Unter https://osteoporose-verstehen.de/expertensuche/ finden Patienten und Angehörige Osteologinnen und Osteologen in der Nähe ihres Wohnortes. Zusätzlich zur Knochendichtemessung veranlassen sie eine Laboruntersuchung und fragen Patientinnen nach spezifischen Risikofaktoren. Sie ermitteln einen sogenannten Therapieschwellenwert, der angibt, mit welcher Wahrscheinlichkeit ein Knochen innerhalb von drei Jahren bricht, ohne dass es dabei zu einem Sturz oder einem Unfall gekommen sein muss. 

Was sind die Folgen einer nicht behandelten Osteoporose?

Mehr als 800.000 Frakturen pro Jahr gehen auf Osteoporose zurück. Die überwiegende Zahl von ihnen sind Frakturen des Oberschenkelhalses. Eichhorn warnt: „Es ist ein Irrtum, zu glauben, dass der Oberschenkelhalsbruch ab 75 Jahren ’normal‘ ist.“ Das Fatale: Rund 20 Prozent der Oberschenkelhalsbrüche verlaufen tödlich, 30 Prozent der Betroffenen können sich danach nicht mehr alleine versorgen, sondern werden zum Pflegefall. 30 Prozent der Betroffenen erleiden zudem im ersten Jahr der Erkrankung eine zweite Fraktur, wenn die Osteoporose unbehandelt bleibt. Denn noch immer versäumen es Kliniken häufig, Patienten nach einer OP des Oberschenkelhalses auf ihre Knochendichte zu untersuchen. Durch die Behandlung im Krankenhaus, die Operation und die anschließende Reha entstehen 13,8 Milliarden Euro an Kosten für die gesetzlichen Krankassen. 

Wie wird Osteoporose behandelt?

Nur unterhalb des sogenannten Therapieschwellenwertes können Calcium, Vitamin D und Bewegungsprogramme wie Krafttraining prophylaktisch helfen. Oberhalb des Schwellenwertes ist die Behandlung mit spezifischen Medikamenten notwendig, die den Knochen stabilisieren. Es gibt zwei Arten von Wirkstoffen: solche, die verloren gegangene Knochensubstanz wieder aufbauen (osteoanabole Medikamente) und solche, die den Abbau der Knochensubstanz verhindern (antiresorptive Medikamente, zum Beispiel die häufig verschriebenen Biphosponate). Vor allem in den ersten Jahren sollten osteoanabole Medikamente verabreicht werden, die jedoch auch deutlich höhere Therapiekosten verursachen als die antiresorptiven Medikamente. 50 Prozent der Knochenbrüche ließen sich auf diese Weise verhindern, zeigen Studien. Eine konsequente Behandlung von Osteoporose würde insgesamt rund 250 Millionen Euro pro Jahr kosten, ein Bruchteil dessen, was unnötige Knochenbrüchen an Kosten verursachen. „Außerdem würde den Betroffenen viel Leid erspart“ ergänzt Eichhorn. Doch etwa drei Viertel der Patienten würde nach wie vor nicht richtig versorgt, klagt Eichhorn.  

Warum werden längst nicht alle Betroffenen richtig behandelt?

Auch Patientinnen und ihre Angehörigen wissen zu wenig über den Zusammenhang zwischen Frakturen und Osteoporose. „Viele haben noch nie von Osteoporose gehört und dass sie viele Knochenbrüche verursacht“, sagt Schauspielerin Uschi Glas, die eine Aufklärungskampagne des DOUV zur Erkrankung unterstützt. Statt Stürze zu vermeiden, sollten Menschen in ihrem Alter lieber regelmäßig zur Knochendichtemessung gehen, sagt Glas: „Sich nicht mehr bewegen, macht es nicht besser.“ Sie selbst geht regelmäßig zur Knochen-Vorsorge und fühlt sich hinterher immer richtig gut, wenn sie hört, dass alles in Ordnung ist. Dass viele ihrer Altersgenossinnen und -genossen gar nicht wissen wollen, ob sie krank sind, kann sie nicht verstehen: „Wir müssen selbst die Verantwortung für unsere Gesundheit übernehmen.“ 

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