Hohe Preise: Der Boom am Pistazien-Markt

Nach dem Hype um die Dubai-Schokolade bleibt die Nachfrage nach Pistazien hoch. Das Angebot allerdings ist weltweit knapp – und dann lauern auch noch Zölle am Horizont.

Mit einer hellgrünen Schachtel und goldener Schrift hat sich Lindt in den Hype eingeschaltet: Seit Ende März bietet das Schweizer Schokoladenunternehmen auch Dubai-Schokolade an. Der Tiktok-Trend ist endgültig in der Industrie angekommen. Doch billig ist es nicht, wenn man dazugehören will: 9,99 Euro kostet eine Tafel „Lindt Dubai Style Chocolade“.

Nicht nur für die Lindt-Schokolade müssen Verbraucher mitunter tief in die Tasche greifen. Pistazien sind generell teurer geworden: Laut „Financial Times“ stiegen die Preise im vergangenen Jahr von 7,65 Dollar auf 10,30 Dollar pro Pfund Pistazienkerne. Die riesige Nachfrage rund um die Dubai-Schokolade trifft auf eine schlechte Ernte und damit ein schwaches Angebot. Eine Situation, die sich auch bei deutschen Unternehmern bemerkbar macht.

Dubai-Schokolade: Hype auf Social Media

Pistazien waren schon lange ein beliebtes Produkt an deutschen Eisdielen oder in den Theken der Konditoreien. Doch seit auf Tiktok die Dubai-Schokolade viral ging, zog die Nachfrage nach der Steinfrucht enorm an. Influencer filmten sich dabei, wie sie die Tafeln auspackten und die Schokolade knackend zerbrachen. An den Supermärkten bildeten sich lange Schlangen, um an eine Tafel Dubai-Schokolade zu kommen.

Dieser Trend zeigt sich auch in den Zahlen. Allein Deutschland importierte im vergangenen Jahr mehr als 63.400 Tonnen Pistazien – 2023 waren es noch rund 44.800 Tonnen. Das ist ein Anstieg um mehr als 40 Prozent. 

Zwar ist die Spitze des Hypes um die Dubai-Schokolade schon vorbei – doch Pistazie sei immer noch gefragt, sagt Pascal Walch vom Lebensmittelgroßhändler Walch Food GmbH. „Die Geschmacksrichtung Pistazie bleibt, das hat sich durch die Dubai-Schokolade stark verbreitet“, sagt er. „Unsere Pistazienprodukte sind oft sofort ausverkauft.“ Bisher komme er mit den gestiegenen Preisen klar, weil er bestehende Lieferverträge habe. Aber, sagt Walch, teilweise müsse er seine Ware rationieren, und die Anzahl der Pistazienprodukte für einzelne Kunden reduzieren.  

Hohe Nachfrage, wenig Angebot

Denn es gibt ein Problem am Pistazienmarkt: Die Ware ist knapp. Pistazienernten, vor allem in den USA, fielen zuletzt schwach aus: Die Zahl der geernteten Kerne könnte fast ein Viertel niedriger sein als noch im Jahr zuvor, berichtet „t-online“ unter Berufung auf Daten der Plattform Mundus Agri. Da hilft es auch nicht, dass die Qualität der aktuellen Ernte laut „Financial Times“ sehr hoch ist.

Hohe Nachfrage, wenig Angebot: eine Kombination, die die Preise treibt. Etwa 30 Prozent mehr müsse man für Pistazienkerne am Markt zahlen, sagt Benno Hübel, Geschäftsführer der Berliner Schokoladenmanufaktur Sawade. „Pistazien sind im Vergleich zu anderen Kernen schon immer ein sehr teurer Artikel.“ In den Hype um die Dubai-Schokolade ist Hübel nicht mit eingestiegen, doch einige Pistazienprodukte seien auch bei ihm etwas besser gelaufen. Die höheren Einkaufspreise musste er aber auf die Verbraucher umschlagen. „Wir sind ein kleiner Hersteller, da geht das gar nicht anders“, sagt Hübel. Mehr hätten ihn allerdings die noch stärker gestiegenen Kakaopreise getroffen.

Wo steuert der Pistazienmarkt also hin? Lebensmittelgroßhändler Walch hofft darauf, dass es sich derzeit nur um einen vorübergehenden Engpass handelt und mit dem abgeflachten Dubai-Hype auch die Preise sinken. Hübner dagegen rechnet nicht damit, bald weniger für seine Pistazien zahlen zu müssen: „Ich sehe nicht, dass Anbaukapazitäten wesentlich ausgebaut werden“, sagt er. „Ich kann mir nicht vorstellen, dass die Preise bald zurückgehen.“ 

Pistazien-Preise könnten weiter steigen

Tatsächlich lässt sich die Pistazienproduktion nicht schnell hochfahren. Bis die Bäume Früchte tragen, dauert es etwa sechs Jahre und auch dann sind sie nur alle zwei Jahre ertragreich. Auf starke Ernten folgen deshalb oft Jahre mit schwachen Ernten – und ein solches war 2024 beim mit Abstand größten Pistazienexporteur, den USA. In Kalifornien steigen zwar nach und nach Farmer von billigen Mandeln auf Pistazien um – aber bis sie nennenswert ernten können, dürfte es noch ein Jahr dauern.

Von den deutschen Importen stammen rund 78 Prozent aus den Vereinigten Staaten, vor allem aus Kalifornien. Das schafft ein weiteres Problem im Rennen um die Pistazienkerne: Unternehmer sind unsicher, wie sich der Handelskrieg zwischen USA und EU entwickelt. In den gegenseitigen Zöllen, die inzwischen pausiert sind, ging es auch um Pistazienkerne – zum Ärger des Verbands der Deutschen Süßwarenindustrie (BDSI): „Mit den Zollerhöhungen schaden die USA nicht nur europäischen Herstellern, sondern auch den US-Partnern unserer Branche und ihrer eigenen Landwirtschaft“, sagte BDSI-Hauptgeschäftsführer Carsten Bernoth Anfang April. Sollten die Zölle doch noch in Kraft treten, könnten die ohnehin hohen Pistazienpreise weiter steigen – und auch die Dubai-Schokolade noch mal teurer werden.

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