Ein als „Six Triple Eight“ bekanntes Bataillon aus schwarzen Frauen hat im Zweiten Weltkrieg die US-Soldaten unterstützt. Danach wurde es lange vergessen – bis jetzt.
Im Frühjahr 1945 kämpften viele US-amerikanische Soldaten schon längere Zeit in Europa gegen die Nazis. Den Kontakt zu ihren Familien konnten sie nur schwer aufrechterhalten, die Army wurde der Flut an Briefen aus der Heimat kaum Herr.
Abhilfe schuf eine der ungewöhnlichsten Abteilungen des US-Militärs. Das 6888th Central Postal Directory Bataillon bestand komplett aus schwarzen Frauen. Die Einheit, bekannt unter dem Namen „Six Triple Eight“, kümmerte sich um den gewaltigen Rückstau von Briefen an die Soldaten in Europa und trug so dazu bei, die Moral der Truppe in den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges aufrechtzuerhalten.
„Six Triple Eight“ bearbeitete 17 Millionen Briefe
Das Bataillon bestand aus mehr als 800 Frauen, alle afroamerikanischer Herkunft. Es war der einzige Verband in dieser Zusammensetzung, der im Zweiten Weltkrieg in Europa eingesetzt wurde. Im Februar 1945 wurden die Frauen nach England geschickt, später waren sie in Paris stationiert.
In Europa hatte sich während des Krieges ein Rückstau von 17 Millionen Briefen gebildet, viele Soldaten erhielten teils monatelang keine Nachrichten von ihren Familien. Die Frauen von „Six Triple Eight“ sollten die liegen gebliebenen Feldpostsendungen bearbeiten. Sechs Monate waren dafür vorgesehen – das Bataillon schaffte es in drei. Dank eines ausgeklügelten Karteikartensystems und Schichtarbeit rund um die Uhr erhielten viele Soldaten ihre Post aus der Heimat und schöpften neuen Mut. Pro Schicht wurden etwa 65.000 Briefe bearbeitet.
Doch auf Anerkennung für ihre Leistung mussten die Frauen lange warten. In der Heimat wurden die Angehörigen des Bataillons über Jahrzehnte kaum beachtet, Frauen und Schwarze spielten nach dem Krieg gesellschaftlich keine große Rolle. Erst in jüngster Zeit wurden die Verdienste der „Six Triple Eight“ öffentlich gewürdigt. 2018 wurde im US-Bundesstaat Kansas ein Denkmal zu ihren Ehren errichtet. Ende vergangenen Jahres kam die Geschichte der Frauen mit dem Film „Six Triple Eight“ sogar in die Kinos.
Nur noch zwei Mitglieder des Bataillons sind am Leben
Am Dienstag ist die Einheit nun nach parteiübergreifendem Beschluss mit der Goldmedaille des Kongresses ausgezeichnet worden. Sie ist neben der Freiheitsmedaille des Präsidenten eine der beiden höchsten zivilen Auszeichnungen in den USA und wurde seit 1776 nur etwa 200 Mal vergeben.
Mittlerweile sind nur noch zwei der schwarzen Frauen am Leben, sie sind 101 und 104 Jahre alt. Der Sprecher des Repräsentantenhauses, Mike Johnson, überreichte den Nachfahren der Kommandeurin Charity Adams Earley die Medaille. „Die ‚Six Triple Eight‘ sind große amerikanische Patrioten, loyal zu einer Nation, die viel zu lange versäumt hat, ihnen zu danken. Und ich bin froh, sagen zu können, dass sich das ändert“, erklärte Johnson.
Quellen: AP, „New York Times“