In MV waren knapp 800.000 Wahlberechtigte dazu aufgerufen, in vier Landkreisen die Landräte neu zu wählen. Im ersten Wahlgang schaffte es nur einer direkt ins Amt.
Bei den Landratswahlen in vier der sechs Landkreisen Mecklenburg-Vorpommerns hat am Sonntag nur ein Bewerber bereits im ersten Wahlgang die nötige absolute Mehrheit bekommen. Der SPD-Politiker Stefan Sternberg vereinte dem vorläufigen Ergebnis zufolge 57,9 Prozent der abgegebenen gültigen Stimmen auf sich und kann somit weitere sieben Jahre Landrat im Kreis Ludwigslust/Parchim bleiben.
In den anderen drei Landkreisen, in denen gewählt wurde, kommt es am 25. Mai zu Stichwahlen. Die Wahlbeteiligung lag mit Werten zwischen 44,8 und 50,6 Prozent für Landratswahlen vergleichsweise hoch. Vor sieben Jahren hatte sich jeweils etwa ein Drittel der Wahlberechtigten beteiligt.
Stichwahl auch um OB-Amt in Neubrandenburg
Auch die Wahl um das Amt des Oberbürgermeisters in Neubrandenburg wird erst im zweiten Anlauf entschieden. Dort lief am Abend alles auf ein Duell zwischen dem parteilosen Versicherungsunternehmer Nico Klose und dem CDU-Bewerber Frank Benische hinaus. Beide hatten unter den insgesamt neun Bewerbern die größte Zustimmung erzielt.
Die vorgezogene Neuwahl war erforderlich geworden, nachdem der parteilose Amtsinhaber Silvio Witt im Oktober vorigen Jahres als Konsequenz aus fortlaufenden Beleidigungen und mangelndem Rückhalt in der Stadtvertretung seinen Rücktritt erklärt hatte.
Nach Wahlschlappen wieder ein Erfolg für SPD
Sternberg ist im Landkreis Ludwigslust/Parchim seit 2018 Landrat. Er hatte sich insbesondere um die Erhaltung der Klinikstandorte im Kreis und den Ausbau des öffentlichen Nahverkehrs verdient gemacht. Der 41-Jährige gilt als enger Vertrauter von Ministerpräsidentin Manuela Schwesig, deren Stellvertreter er im SPD-Landesvorstand ist.
Schwesig, deren Partei bei den zurückliegende Europa-, Kommunal- und Bundestagswahlen schwere Schlappen erlitten hatte, bescheinigte Sternberg einen „überzeugenden Wahlsieg“. „Das ist eine eindrucksvolle Bestätigung für seine engagierte Arbeit für den Landkreis Ludwigslust-Parchim und auch für seine Geradlinigkeit und Verlässlichkeit“, sagte sie.
AfD-Bewerber dreimal in Stichwahl
Denkbar knapp verfehlte der Landrat von Vorpommern-Rügen, Stefan Kerth (parteilos) mit 49,2 Prozent seine Wiederwahl. Er war aus Protest gegen die Asylpolitik 2023 aus der SPD ausgetreten. In der Stichwahl bekommt er es in zwei Wochen mit Carlos Dias Rodrigues von der AfD zu tun, der auf 27,5 Prozent kam.
Deutlich enger ging es im Landkreis Vorpommern-Rügen zu. Dort lag der amtierende CDU-Landrat Michael Sack im ersten Wahlgang mit 39,4 Prozent nur äußerst knapp vor seiner Konkurrentin Inken Arndt von der AfD, die auf 38 Prozent kam. Beide stehen sich nun in der Stichwahl gegenüber. Sack war kurzzeitig CDU-Landesvorsitzender, zog sich nach der verlorenen Landtagswahl 2021 aber wieder vollständig in die Kommunalpolitik zurück.
Um den Landratsposten in der Mecklenburgischen Seenplatte, in dem Heiko Kärger (CDU) nach 15 Jahren nicht wieder angetreten war, streiten sich in der Stichwahl am 25. Mai der AfD-Landtagsabgeordnete Enrico Schult und der CDU-Bewerber Thomas Müller. Im ersten Wahlgang, dem sich in der Seenplatte fünf Kandidaten gestellt hatten, lag Schult mit 36,1 Prozent an der Spitze, Müller erreichte 27,0 Prozent.
Parteien mit unterschiedlichen Erwartungen an Stichwahl
AfD-Landeschef Leif-Erik Holm sprach von überzeugenden Ergebnissen für seine Partei, die sich bei den Wahlen zuvor mit Resultaten um 30 Prozent im Nordosten als jeweils stärkste Kraft erwiesen hatte. Er kündigte einen weiterhin engagierten Wahlkampf an, um die Chance zu nutzen, erstmals in Mecklenburg-Vorpommern Landratsämter zu erobern.
Schwesig hingegen äußerte sich besorgt über das gute Abschneiden der AfD. Jetzt komme es auf die Stichwahlen an. „Es ist wichtig, dass alle Demokratinnen und Demokraten zusammenstehen. In zwei Wochen können wir gemeinsam ein klares Zeichen für Stabilität und Zusammenhalt vor Ort setzen“, sagte sie.
Der CDU-Landesvorsitzende Daniel Peters zeigte sich zuversichtlich, dass die von seiner Partei nominierten oder unterstützten Kandidaten bei der Stichwahl in zwei Wochen „die Nase vorn haben werden“. Rückenwind erwarte er durch die neue von der Union geführte Bundesregierung. „Der von den Menschen sehnlichst erwartete Politikwechsel in der Migrations- und der Wirtschaftspolitik wurde eingeleitet. Es wird jetzt darum gehen, verloren gegangenes Vertrauen zurückzugewinnen und so die Vereinfacher und Populisten von links und rechts zurückzudrängen“, sagte Peters.