24-Stunden-Dienst: In Musks Doge-Behörde schlafen sie im Hochsicherheitstrakt – in Ikea-Betten

Elon Musks Arbeitsethos bekommen nun seine Mitarbeiter aufgezwungen: Im Doge-Gebäude wurden Wohnbereiche geschaffen. Kritiker sprechen von einer Terrorisierung der Belegschaft.

Es ist die klassische Silicon-Valley-Mentalität: absolutes Zeit-Commitment, die Arbeit wird über alles gestellt. Chefs schlafen unter dem Tisch in ihrem Büro, um ihre Mitarbeiter zu motivieren, und auch sie sollen am besten rund um die Uhr im Unternehmen sein. Um weiter an den großen Ideen zu tüfteln.

Diese Mentalität erreicht nun die US-Verwaltung. Medienberichten zufolge richten sich Mitarbeiter des Doge, der von Elon Musk geführten Abteilung für Regierungseffizienz, zunehmend in Bürogebäuden der Verwaltung zum Schlafen ein. US-Präsident Donald Trump hatte Doge an seinem ersten Arbeitstag per Dekret gegründet.

Laut eines Berichts des US-Nachrichtenportals „Politico“ haben Mitarbeiter im sechsten Stock der General Services Administration (GSA) in der Innenstadt von Washington D.C., mindestens vier separate Räume zum Schlafen eingerichtet: mit Betten, Lampen und Kommoden von Ikea. Zudem sollen eine Waschmaschine und ein Trockner bestellt worden sein. Einen Spielbereich für Kinder mit Plüschtieren und Spielzeugen soll es ebenfalls geben. Laut den Mitarbeitenden, die mit „Politico“ sprachen, sollen diese Räume nur mit einer Hochsicherheitsfreigabe zugänglich sein. Wie die Zimmer genutzt werden und wie lange sie schon derart hergerichtet sind, sei jedoch unklar.

Schlafen ist in Büros der Behörden verboten

Ethikexperten kritisieren, dass diese Maßnahmen gegen geltende Regeln verstoßen könnten. In einer Bekanntmachung der GSA 2019 heißt es, dass das Schlafen in Büros der Behörde verboten sei, „es sei denn, ein Beamter der Behörde hat dies ausdrücklich genehmigt“.

Laut eines Sprechers der GSA arbeiten Regierungsangestellte „unglaublich hart und lange, um das Staatsdefizit zu reduzieren und eine effektive Regierung zu gewährleisten“. Und weiter: „Alle Einkäufe, die die Agentur getätigt hat, folgten allen entsprechenden Gesetzen und Vorschriften.“ Demnach wurde das Schlafen von Mitarbeitern in dem Gebäude explizit erlaubt.

Fünf-Tage-Woche laut Elon Musk Konstrukt woker Antikapitalisten

Musk hat sich längst mit der Idee angefreundet, bei der Arbeit zu schlafen und sogar an seinem Arbeitsplatz zu wohnen. Bei einer Investmentkonferenz in New York erzählte er vergangenes Jahr, die Tesla-Fabrik in Nevada sei mehrere Jahre lang sein Hauptwohnsitz gewesen.

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Er habe auf einem Sofa oder unter seinem Schreibtisch in der Fabrikhalle geschlafen: „Da das Team mich während des Schichtwechsels auf dem Boden schlafen sehen konnte, wussten sie, dass ich da war, und das machte einen großen Unterschied, sie haben alles gegeben.“ Ehemalige Mitarbeiter von Musks Unternehmen wie Tesla, X oder SpaceX erzählen, Musk halte die Fünf-Tage-Woche für ein willkürliches Konstrukt, das von woken Antikapitalisten entworfen und durchgesetzt worden sei.

Terrorisierung von Staatsbeamten

Dass diese Arbeitsmoral nun in staatliche Behörden getragen wird, kritisiert auch der Vorsitzende der Watchdog-Organisation Crew („Citizens for Responsibility and Ethics in Washington“), Donald Sherman: „Diese Regierung entlässt Berufstätige, Bundesangestellte, hebelt den Schutz des öffentlichen Dienstes für Regierungsangestellte aus, sagte er gegenüber „Politico“. Aber sie sei auch so verzweifelt auf der Suche nach Arbeitenden, dass sie anderen Regierungsangestellten erlaube oder sie anweise, bei der Arbeit zu schlafen. „Das ergibt keinen Sinn.“

Ein Bundesbeamter, der bereits unter zwei demokratischen und zwei republikanischen Regierungen gearbeitet hat, kommentiert das Vorgehen so: „Ich habe von so etwas noch nie gehört. Ich kann mir nicht einmal vorstellen, was der Zweck ist, außer die Staatsbeamten zu terrorisieren.“

Bereits Anfang Februar berichtete die Nachrichtenagentur Reuters, dass Schlafsofas ins Hauptquartier des Personalamts OPM gebracht worden seien. Auch das OPM wird inzwischen von Musks Leuten dominiert und dafür genutzt, die Bürokratie abzubauen und große Teile der Verwaltung zu zerschlagen. Berichten zufolge arbeiten die Doge-Mitarbeiter im Schichtbetrieb, um auf alle nächtlichen Anfragen von Musk reagieren zu können. Ein Mitglied soll sogar mit seiner Frau und seinem kleinen Kind in ein Behelfsappartement in dem Gebäude eingezogen sein.

„Sie machen einfach, was sie wollen“

Der demokratische Abgeordnete Suhas Subramanyam aus Virginia machte in einem Tiktok Video auf den Missstand aufmerksam. In dem Clip versucht er, mit einem Kissen und einer Decke in verschiedene Bundesgebäude zu gelangen – ohne Erfolg.

Laut Subramanyam ist das Problem mit Doge, dass es sehr wenig Transparenz und Rechenschaftspflicht gebe: „Sie machen einfach, was sie wollen, ohne sich ausweisen zu müssen, geschweige denn zu erklären, warum sie Dinge tun.“ Ende Februar hat der Abgeordnete einen Gesetzesentwurf für mehr Transparenz in den Kongress eingebracht.

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