Der Brand auf der Saalfelder Höhe gilt mit Blick auf die vergangenen drei Jahrzehnte als beispiellos in Thüringen. Der Katastrophenfall ist ausgerufen, der Kampf gegen die Flammen dauert an.
Wo früher bei Saalfeld Wald war, stehen nur noch verkohlte Stämme: Der großflächige Waldbrand auf der Saalfelder Höhe im Südosten Thüringens ist bis zum Abend noch nicht unter Kontrolle gebracht worden. „Die Lage ist weiter ernst“, sagte der Sprecher des Landratsamtes Saalfeld-Rudolstadt, Peter Lahann. Ortschaften im Umfeld des Feuers seien nicht in Gefahr. Die Fläche des Brandes habe sich zuletzt nicht ausgeweitet, sie liege weiterhin bei etwa 250 Hektar.
Einige der Brandherde seien eingedämmt worden, an anderen Stellen breiteten sie sich aus. Wegen des Großbrandes war der Katastrophenfall ausgerufen worden.
Das Feuer bewege sich insbesondere in Richtung Königsthal nördlich von Gösselsdorf, so Lahann. Die Lage sei sehr dynamisch und könne sich schnell verändern, abhängig auch vom Wind. Am Abend sei erneut ein Hubschrauber der Thüringer Polizei bei Löscharbeiten aus der Luft zum Einsatz gekommen.
Der kleine Ortsteil Gösselsdorf von Saalfeld war am Mittwoch Ausgangspunkt des Feuers gewesen, das sich einem Experten zufolge zum größten erfassten Waldbrand in Thüringen seit 1993 entwickelte.
Die Brandherde erstreckten sich auf einer Fläche von rund 250 Hektar – im gesamten vergangenen Jahr lag die Fläche aller von Waldbränden betroffenen Areale in Thüringen bei 35 Hektar, in den Vorjahren darunter.
Seit Ausbruch des Feuers sind Feuerwehren und andere Einsatzkräfte aus ganz Thüringen ununterbrochen bei der Arbeit. Sie stellen sich auf einen mehrere Tage dauernden Einsatz ein, hieß es.
Löschzüge aus Bayern angefordert
Derzeit seien 520 Einsatzkräfte vor Ort, die immer wieder ausgewechselt würden. Ein Polizeihubschrauber warf zeitweise Löschwasser über besonders schwierigem Gelände ab. Die Wasserversorgung ist laut dem Sprecher des Landratsamtes derzeit stabil. Gegenwärtig werde Wasser aus dem Freibad in Lichte herangefahren, so Lahann.
Wegen der schwierigen Hanglage in Teilen des Brandgebietes habe man auf Luftunterstützung von der Bundespolizei mit größeren Hubschraubern gehofft, aber zunächst eine Absage erhalten. Die Gespräche liefen weiter. Zur Verstärkung seien jetzt zusätzlich drei Löschzüge aus Bayern angefordert worden. Das Nachbarland hatte laut Innenministerium Hilfe angeboten.
„Es glüht einmal auf und plötzlich steht es in Flammen – es springt einfach kolossal hin und her“, beschrieb Lahann die schwierigen Löscharbeiten. Es gebe mehrere Brandherde, die immer wieder aufflackerten und sich durch den vom Wind angefachten Funkenflug ausbreiteten.
Regneranlagen aus Leipzig sollen helfen
In dem Gebiet um Gösselsdorf und Großneundorf sei das Feuer eingedämmt worden. Dort sollen breitflächig verstärkt Regnersysteme aufgestellt werden, von denen am Abend 20 Stück aus Leipzig geliefert werden sollten. Die Feuerwehren versuchen laut Kreisbrandinspektor Christian Patze, die Brandherde auf der großen Fläche einzukreisen, abzuriegeln und zu löschen.
Das Feuer war am Mittwoch aus unbekannten Gründen ausgebrochen. Bis Beginn der kommenden Woche soll in einem Schichtsystem weiter gegen das Feuer und Glutnester vorgegangen werden. Die erneut zu erwartende Trockenperiode erschwere die Arbeit, so Patze. „Wir müssen uns auf einen längeren Einsatz einstellen“, sagte auch Thüringens Innenminister Georg Maier (SPD).
Löscharbeiten in schwierigem Gelände
Die Löscharbeiten erweisen sich als herausfordernd. Bereits am Mittwochabend hatten starke Winde die Arbeiten dem Landratsamt zufolge erheblich erschwert. Das Areal liegt teils an schwer zu erreichenden Steillagen. Zwischenzeitlich hatten sich die lokalen Löschwasserressourcen erschöpft. Etwa mittels Pumpsystemen wurden mobile Löschwasserreservoirs im Brandgebiet befüllt. Landwirte unterstützen die Einsatzkräfte mit ihren Maschinen beim Wassertransport.
In Anbetracht des Klimawandels geht Innenminister Maier davon aus, dass es häufiger zu größeren Bränden wie auf der Saalfelder Höhe kommt. Das Ereignis zeige, dass Thüringen in der Lage sei, schnell die entsprechende Technik zu mobilisieren.
Zugleich bekräftigte Maier seine Forderung nach einem gemeinsamen Zivilschutzhubschrauber für Thüringen, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Ein solcher Hubschrauber könne auch bei Brandsituationen unterstützen und könnte in Erfurt stationiert werden. Maier wies darauf hin, dass der Bund mehr Geld für Zivilschutz in Aussicht gestellt habe. „Da erhoffe ich mir, dass auch eine entsprechende Entscheidung getroffen wird“, sagte er.
Politiker: Mehr für Brandbekämpfung aus der Luft tun
Die CDU-Fraktion im Thüringer Landtag pocht darauf, die Prüfung einer Stationierung von Löschhelikoptern und -flugzeugen am Flughafen Erfurt-Weimar voranzutreiben. „Der Airport kann so zu einem Lösch- und Katastrophenschutz-Hub als zentralem Anlaufpunkt im Krisen- und Katastrophenfall entwickelt werden“, sagte der Fraktionssprecher für Inneres und Feuerwehren, Jonas Urbach. Auch die BSW-Fraktion forderte technische Verbesserungen bei der Bekämpfung von Waldbränden.
Der Brand auf der Saalfelder Höhe gilt mit Blick auf die vergangenen drei Jahrzehnte als beispiellos in Thüringen. Zwar müssten noch die genauen Zahlen zum Umfang des Feuers abgewartet werden, sagte Horst Sproßmann, Pressesprecher des Landesforstbetriebs Thüringen Forst. „Aber unabhängig davon, es ist mit Abstand die größte Waldbrandfläche, die wir überhaupt seit 1993 in Thüringen haben“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur.
Die Polizei ermahnt Gaffer, sich von dem großen Waldbrand auf der Saalfelder Höhe fernzuhalten. Inzwischen nahm die Kriminalpolizei Ermittlungen zur Brandursache auf. Allerdings werde die Kripo erst nach Abschluss der Löscharbeiten auch tatsächlich vor Ort ermitteln können.