Zehnter Todestag von Omar Sharif: Als „Dr. Schiwago“ bleibt er unvergessen

Zehn Jahre ohne Omar Sharif – sein Auftritt als „Dr. Schiwago“ und sein stiller Charme bleiben unvergessen.

Diese Augen! Kein Schauspieler vor ihm und auch keiner danach hatte so ausdrucksvolle Augen wie Omar Sharif (1932-2015). Und wenn sie sich mit Tränen füllten, wurde jedes Wort überflüssig. Ohne sie wäre das Leinwand-Epos „Dr. Schiwago“ aus dem Jahr 1965 zu einem überlangen Schmachtfetzen verkommen. Erst die Augen des Omar Sharif gaben dem Film eine kultische Tiefe.

Schon drei Jahre zuvor hatten diese glutvollen Augen große Auftritte in „Lawrence von Arabien„. Omar Sharif spielte den Beduinenführer Sherif Ali, einen impulsiven, aber gleichsam eleganten und noblen Araberführer – der Beginn einer Weltkarriere.

Das alles ist glanzvolle Filmgeschichte, denn Omar Sharif ist 2015 gestorben. Am 10. Juli jährt sich sein Todestag zum zehnten Mal.

Ein Zufall verhilft ihm zur Schauspielerei

Eigentlich hieß er Michel Dimitri Chalhoub und entstammte einer libanesisch-syrischen Familie, melkitische griechisch-katholische Christen, die nach Ägypten gezogen waren. Dort ist er in Alexandria geboren.

Die Chalhoubs gehören zur Oberschicht, der Vater betreibt einen Holzhandel, in der Familie wird nicht Arabisch, sondern Französisch gesprochen, und in der Schule Englisch. In der Schule in Kairo gibt es auch ein Schultheater, und das legt den Grundstein für seine Karriere. Später sagt er: „Wenn es kein Theater an der Schule gegeben hätte, dann wäre ich Holzhändler geworden wie mein Vater.“

Zunächst aber studiert er an der Universität Kairo Mathematik und Physik, macht sogar den Abschluss und alles spricht tatsächlich für ein Berufsleben als Holzhändler, doch dann passiert die Revolution von 1952. Der ägyptische König Faruk (1920-1965), ein Freund der Familie, wird zum Teufel gejagt, und beim Teufel sind auch die guten Geschäfte des Holzhandels. Der junge Chalhoub, der sich neben den Naturwissenschaften auch für westliche Kultur und Literatur interessiert und inzwischen auch Arabisch gelernt hat, denkt ernsthaft über die Schauspielerei nach. Ein Zufall hilft ihm auf die Sprünge.

Seine große Liebe Faten Hamama

In einer Teestube in Kairo lernt er den ägyptischen Regisseur Youssef Chahine (1926-2008) kennen. Er bietet dem gutaussehenden jungen Mann 1954 die Hauptrolle im ägyptischen Film „Tödliche Rache“ an. Bei den Dreharbeiten verliebt er sich in die ein Jahr ältere weibliche Hauptdarstellerin Faten Hamama (1931-2015), die zu diesem Zeitpunkt in der arabischen Welt als Filmgöttin verehrt wird.

Aus Marketinggründen hat er den Künstlernamen Omar El-Sharif angenommen, aus dem Omar Sharif wird. 1955 vollzieht er den nächsten Schritt: Um Faten Hamama heiraten zu können, tritt er vom Christentum zum Islam über. Zwei Jahre nach der Hochzeit wird 1957 der gemeinsame Sohn Tarek geboren.

Faten Hamama und Omar Sharif werden das neue Traumpaar des ägyptischen Kinos, das als Hollywood des Nahen Ostens gerühmt wird. Das Ehepaar dreht mehrere Filme miteinander, und bevor der britische Star-Regisseur David Lean (1908-1991) Anfang der 1960er-Jahre Omar Sharif für seinem Monumentalwerk „Lawrence von Arabien“ entdeckt, hat er in insgesamt 23 ägyptischen Filmen mitgespielt.

Startschuss für eine Weltkarriere

„Lawrence von Arabien“ verändert alles. Die westliche Filmwelt, namentlich Hollywood, wird auf ihn aufmerksam. Der liefert mit seiner Hauptrolle in „Dr. Schiwago“, für die ihn Regisseur David Lean erneut besetzt, das nächste Highlight. Dafür gewinnt er zwar nicht den Oscar, doch aber den Golden Globe als bester Hauptdarsteller. Seine Rolle in „Lawrence von Arabien“ hatte ihm immerhin eine Oscar-Nominierung als bester Nebendarsteller eingebracht.

Beide Filme katapultieren Omar Sharif in die erste Liga der Hollywood-Stars. Und er wird der neue Frauenschwarm. Millionen von Frauen träumen von Omar Sharif. Er hat selbst einmal gesagt, er wäre manchmal gern der Mann gewesen, den alle Welt in Omar Sharif gesehen habe. In Wahrheit habe er jedoch „von allen Männern, die ich kenne, die wenigsten Freundinnen gehabt“. Er müsse lieben, um mit jemandem zusammen zu sein. „Ich mag keine One-Night-Stands.“

Er hat kleinere Affären mit den Schauspielerinnen Pat Sheehan und Dodie Marshall. Im Film „Funny Girl“ (1968) spielt er mit Barbra Streisand (83). Diese Kino-Romanze des ägyptischen Muslims und der amerikanischen Jüdin wird kurz nach dem Sechstagekrieg zwischen Israel und den arabischen Staaten zu einem Politikum. Er wird in Ägypten zur Persona non grata. Fast zehn Jahre lang darf er nicht mehr in sein Heimatland reisen.

Das bedeutet letztendlich auch das Ende seiner Ehe mit Faten Hamama. Die Scheidung ist 1974. Omar Sharif hat diese Frau stets als „einzige Liebe“ seines Lebens bezeichnet. Er hat sie nie wiedergesehen.

Er liebt das Glücksspiel und verliert ein Vermögen

Über zehn Jahre irrt er heimatlos durch Europa, lebt in Hotels und beschreibt sein einsames Leben so: „Wenn du wieder einmal an einem Ort ankommst, wo du keinen kennst, dann ist der einzige Ort, an den du als Prominenter gehen kannst, das Casino. Dort isst du alleine Dinner, und dann spielst du ein bisschen, um deinem Leben ein wenig Aufregung zu geben und die Langeweile des Alleinseins zu bekämpfen.“

Seit seiner Jugend gilt er als einer der besten Bridge-Spieler der Welt. Doch er liebt auch das Glückspiel und Pferderennen, besitzt zeitweise mehrere Rennpferde – und verliert mit dieser Leidenschaft sein Vermögen. Er muss also arbeiten, um seinen Lebensunterhalt zu bestreiten, dabei ist er, wie er es einmal selbst formulierte, „immer einen Film hinter meinen Schulden“. In über 100 Filmen hat er mitgewirkt, die meisten nach 1970 waren nach eigener Einschätzung „Müll“.

Seine schönste späte Rolle spielt er 2003 in „Monsieur Ibrahim und die Blumen des Koran“, in dem er einen muslimischen Händler darstellt, der sich in Paris um einen jüdischen Jungen kümmert.

Er kämpft für die Toleranz zwischen den Weltreligionen

Seine letzten Jahre verbringt er mit seiner letzten Lebenspartnerin, der französischen Schauspielerin Andréa Ferréol (78), in Kairo. Er sieht häufig seinen Sohn Tarek (68), der ebenfalls Schauspieler ist und seine beiden Enkel. Er ist herzkrank, hat drei Bypässe und das Rauchen aufgegeben. Und er kämpft für die Toleranz zwischen den Weltreligionen.

In einem seiner letzten Interviews sagt er 2010 der „Daily News Egypt“: „Ich glaube an Gott und ich glaube an Religion. Das Außergewöhnliche ist, dass die Juden glauben, nur Juden könnten ins Paradies kommen, die Christen glauben, nur Christen könnten ins Paradies kommen, und die Muslime glauben, nur Muslime könnten ins Paradies kommen. Warum sollte Gott in seiner großen Gerechtigkeit jemanden zur Welt bringen, der nicht ins Paradies kommen kann? Warum? Das ist absurd.“

Am 10. Juli 2015 stirbt Omar Sharif mit 83 Jahren in Kairo an den Folgen eines zweiten Herzinfarkts. Er wird auf dem Friedhof El-Sayeda-Nafisa-Friedhof bestattet. Sein Sarg war mit der ägyptischen Flagge und einem schwarzen Leichentuch bedeckt.

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