Das künftige nationale Zentrum für Fotografie in Düsseldorf wird viele Aufgaben haben. Zwar gibt es noch kein Gebäude, aber ein Rumpfteam könnte bald starten – und auch ein Rettungsteam.
Das künftige Deutsche Fotoinstitut (DFI) könnte mit einem Rumpfteam an einem temporären Standort schon kommendes Jahr in Düsseldorf an den Start gehen – und in Notfalleinsätzen auch gefährdete Foto-Bestände sichern. NRW-Kulturministerin Ina Brandes (CDU) sagte am Montag bei der Vorstellung der Empfehlungen der Gründungskommission, sie sehe diese ersten Schritte bereits im Jahr 2026. Das Fotoinstitut solle bereits vor der Fertigstellung eines neuen Gebäudes die Arbeit aufnehmen.
Das Gebäude des Fotoinstituts in der NRW-Landeshauptstadt könnte nach Prognosen von Brandes wahrscheinlich etwa 2031 fertiggestellt sein. Bis Ende 2028 müsse ein umsetzungsfähiges Projekt vorliegen, danach könne ausgeschrieben und gebaut werden. Der Bund und das Land haben bisher 86 Millionen Euro für das Fotoinstitut bereitgestellt. Man habe vor, so zu bauen, dass man mit diesem Budget hinkomme, betonte die Ministerin.
Die siebenköpfige Gründungskommission empfiehlt, das künftige Institut mit mindestens 37 Stellen zu besetzen und auf zwei Standorte in der Innenstadt und außerhalb des Zentrums aufzuteilen. Das Institut solle etwa Bestände archivieren, sichern und digitalisieren sowie forschen, beraten und eine Dauerausstellung zur Geschichte der Fotografie sowie Fachausstellungen präsentieren.
Mobile Rettungseinheit für Noteinsätze
Durch ein Notfallprogramm sollten zudem gefährdete fotografische Konvolute ad hoc gesichert werden, sagte Peter Gorschlüter, Direktor des Folkwang Museums Essen. Eine mobile Sicherungseinheit sollte bei akuten Gefahren von Materialschäden oder auch Verlust von fotografischen Beständen angerufen werden können.
Der Fotograf und Mitinitiator des Fotoinstituts, Moritz Wegwerth, sagte: „Wenn wir nicht jetzt Strategien für die Sicherung und Langzeitarchivierung entwickeln, verlieren wir einen zentralen Teil unseres kulturellen Gedächtnisses.“
Ort der Begegnung
Das Fotoinstitut ist den Empfehlungen zufolge auch als Ort der Begegnung geplant, der offen, serviceorientiert und zugänglich sein soll. Die Angebote sollen sich an bestehende Archive, Vor- und Nachlässe, Kunstschaffende, Fotografinnen und Fotografen, Museen, Sammlungen und Hochschulen richten. Außerdem soll sich das Fotoinstitut international vernetzen. Die Kommission empfiehlt auch, einen nationalen Förderfonds einzurichten, der die fotografische Landschaft insgesamt stärken und fördern soll.
Um den Standort für das geplante bundesweite Institut hatte es in den vergangenen Jahren einen harten Konkurrenzkampf zwischen Düsseldorf und Essen gegeben, den Düsseldorf trotz gegenteiliger Beurteilung von Expertengremien am Ende für sich entschied. Wo das Fotoinstitut in Düsseldorf konkret gebaut werden soll, steht noch nicht fest. Der vorgeschlagene Ehrenhof sei nicht die einzige Option, sagte Oberbürgermeister Stephan Keller (CDU).
Als nächster Schritt soll eine Findungskommission für die Gründungsdirektion eingesetzt werden. Die Gründungsdirektion soll dann den Aufbau des DFI vorantreiben. Auch die Rechtsform des geplanten Instituts steht noch nicht fest.
Bund bekennt sich zum Institut
Kulturstaatsminister Wolfram Weimer bekannte sich zum Fotoinstitut. „Deutsche Fotografinnen und Fotografen haben die Kunstform Fotografie wesentlich mitgeprägt“, erklärte Weimer. Das Deutsche Fotoinstitut solle dieses wertvolle Kulturerbe sichern. Zugleich werde angesichts von Künstlicher Intelligenz (KI) und zunehmender Digitalisierung eine grundlegende Auseinandersetzung mit dem Medium Fotografie gebraucht. Auch dafür müsse das Fotoinstitut als „Haus der visuellen Zukunft“ stehen.