Der Pokalkrimi in Braunschweig verlangte Alexander Nübel alles ab. Erst patzte der Torwart des VfB Stuttgart, dann hielt er drei Elfmeter. Das passte zu diesem irren Abend.
Erleichtert waren beim VfB Stuttgart alle nach diesem Pokaldrama in Braunschweig. Nur für einen Spieler war dieser Erfolg nach acht Toren, 20 Elfmetern und zahlreichen Wendungen besonders wichtig: VfB-Torwart Alexander Nübel patzte zunächst in der regulären Spielzeit und hielt dann beim 8:7 im Elfmeterschießen gleich drei Braunschweiger Versuche.
„Sehr wilder Abend. Sehr langer Abend. Viele gemischte Gefühle“, sagte der 28-Jährige hinterher. „Ich weiß nicht, wann ich heute einschlafen kann. Das Spiel wird mich noch ein bisschen beschäftigen.“ Viel hatte beim Stand von 3:3 (1:1) nach der regulären Spielzeit und 4:4 nach der Verlängerung nicht gefehlt, und der Titelverteidiger VfB Stuttgart wäre im DFB-Pokal diesmal schon in der ersten Runde gegen einen Zweitligisten gescheitert.
Für Nübel geht es in dieser Saison um sehr viel: kurzfristig um die nötige Fitness und langfristig um seine WM-Teilnahme. Manuel Neuer zurückgetreten, Marc-André ter Stegen verletzt, Kevin Trapp weitgehend aus dem Blickfeld: Die Stuttgarter Nummer eins ist einer von mehreren WM-Kandidaten in einer ungewohnt offenen Torwart-Konstellation.
Gemessen daran war dieser Saisonstart besonders hart. Im Juli verletzte sich Nübel am Ellenbogen und konnte während der Vorbereitung kaum trainieren. Die fehlende Sicherheit sah man in Braunschweig das erste Mal in der 6. Minute, als er beinahe ein Eigentor geschossen hätte, und nur zwei Minuten später, als er einen 30-Meter-Schuss von Eintracht-Kapitän Sven Köhler zum 0:1 ins eigene Tor lenkte (8.).
„Es tat mir extrem weh – für eine Minute. Danach habe ich das wieder abgeschüttelt“, sagte der Torwart. „Ich bin erleichtert, dass wir weitergekommen sind.“
Am Ende wurde Nübel sogar als „Spieler des Spiels“ ausgezeichnet. Weil er gleich drei Elfmeter von Johan Gomez, Max Marie und Lukas Frenkert parierte. Eine solche Entwicklung, ein solches Happy End nach zahlreichen Widerständen sollen dem Torwart wie auch dem gesamten Team nun einen Schub geben.
„So was habe ich auch noch nicht erlebt. Aber ich glaube, dass das so eine Nacht ist, die die Mannschaft zusammenschweißt“, sagte der zweifache Torschütze Ermedin Demirovic. „Durch den Pokalsieg im letzten Jahr ist bei uns etwas zusammengewachsen, das merkt man in der Kabine. Jetzt noch einmal so eine Nacht hinter uns zu haben, nachdem wir den Bundesliga-Start verkackt haben und den Supercup nicht geholt haben“: Das mache „den Spirit immer größer“.